von Jörg Luibl,

Brettspiele: Fünf Empfehlungen für Solisten

Spielkultur (Sonstiges) von 4Players
Spielkultur (Sonstiges) von 4Players - Bildquelle: Mage Knight: Ultimate Edition (Pegasus)
In den kommenden Wochen werden wir euch öfter mal persönliche Empfehlungen zu speziellen Spielen, Genres oder Hardware geben - also keine kuratierten Bestenlisten der Redaktion, sondern wirklich individuelle Tipps. Heute starte ich mit einem exotischeren Thema, nämlich: Brettspiele für Solisten.

Alleine zu zocken ist für Videospieler natürlich normal, aber am Tisch ist das eher seltener der Fall: Zum einen werden die meisten Brettspiele natürlich für mehrere Leute konzipiert, zum anderen muss man dafür schon eine besondere Muße aufbringen. Aber nicht nur Solitaire beweist, dass das durchaus unterhaltsam sein kann. Nur welche Brettspiele eignen sich dafür? Hier meine fünf Empfehlungen in alphabetischer Reihenfolge:

Agricola (40 Euro)

Vermutlich kennen die meisten Brettspieler dieses zeitlos geniale Arbeitersetzspiel, das seit 2010 unsere Top 20 anführt - mehr dazu im Test. Aber die Wenigsten dürften wissen, dass man diesen Klassiker von Uwe Rosenberg auch alleine hervorragend spielen kann - und zwar ohne große Regelanpassung! Nur mit der kleinen, aber motivierenden Einschränkung, dass man zunächst ab 50 Siegpunkten gewinnt und sich dann steigern muss. Wer Lust auf Bauernhof, Tierzucht, Ernte, Rohstoffmanagement & Co hat, findet hier auch solo seinen Spaß.

Mage Knight: Das Brettspiel (100 Euro)

Da ich Gloomhaven noch weiter spielen muss, habe ich für Fantasyfans dieses üppig ausgestattete Schwergewicht im Angebot. Mage Knight ist als Eroberungs-Strategie recht komplex, aber eignet sich hervorragend für Solisten, weil das Regelwerk viele Züge für einen automatischen Mitspieler vorgibt. Da muss man sich reinfuchsen, aber hier entsteht ein Gefühl von Feind-KI, das man sonst nur aus Videospielen kennt. Ich empfehle diese Ultimate Edition, weil dort auch eine Erweiterung enthalten ist, die speziell das Soloregelwerk nochmal sinnvoll modifiziert. Mehr zur Spielmechanik erfahrt im Test.

Pandemie (50 Euro)

Auch wenn in einem der besten kooperativen Brettspiele natürlich Teamwork wichtig ist, kann man auch solo gegen das Virus kämpfen, indem man einfach alle Charaktere selbst bewegt. Das verlangt eine gewisse Disziplin, aber man tritt ohnehin gegen eine Seuche mit teils bösen Zufällen und Kettenreaktionen an. Das Regelwerk ist kurz und knackig, das Spiel schnell und dynamisch. Ideal, wenn es kurz und dramatisch sein soll! Wie es sich genau spielt, erläutert der Test.

Robinson Crusoe: Abenteuer auf der verfluchten Insel (40 Euro)

Was passt besser zur Einsamkeit als eine geheimnisvolle Insel? Ich habe dieses mittlerweile auf Deutsch erhältliche Survival-Abenteuer von Ignacy Trzewiczek bereits 2012 im Test wärmstens empfohlen. Die ansehnliche Aufmachung sowie das Ineinandergreifen von Ereignissen, Versorgung, Entwicklung und Risikomanagement faszinieren: Wie geht man mit Hunger, Wetter und wilden Tieren um? Man strandet ohne Werkzeuge auf der Insel, muss sich einen Unterschlupf bauen, um das Essen kümmern und natürlich fleißig erkunden. Und wenn man alleine loslegt, wird man von einem Hund sowie dem hilfsbereiten Insulaner Freitag begleitet - ein Hauch Daniel Defoe (1660 - 1731) ist also auch dabei.

U-Boot: Das Brettspiel (80 Euro)

Okay, hier muss man zwar auch tiefer in die Tasche greifen, aber dafür geht es auch im wahrsten Sinne des Wortes um Spieltiefe: Zwar habe ich U-Boot noch nicht im Test vorgestellt, aber ich kann diese Militär-Simulation all jenen wärmstens empfehlen, die sich intensiv mit einem Abenteuer am Tisch beschäftigen wollen. Das aufgebaute U-Boot sieht mit seinen mehreren Etagen sowie Miniaturen nicht nur beeindruckend aus, auch die in einem historischen Kontext verzahnte Spielmechanik dürfte einsame Wölfe überzeugen. Hilfe bekommt man dabei übrigens von einer App, so dass man letztlich nicht ganz so allein auf Kaperfahrt geht. Aber Vorsicht: riesiger Tisch benötigt!

Screenshot - Spielkultur (Spielkultur)

Screenshot - Spielkultur (Spielkultur)

Screenshot - Spielkultur (Spielkultur)

Screenshot - Spielkultur (Spielkultur)

Screenshot - Spielkultur (Spielkultur)



Weitere Brettspiel-Tests und eine Top 20 findet ihr in unserem Archiv!


Kommentare

Bull75 schrieb am
Wie gesagt, die meisten Infos wirst du bei ?BoardGameGeek? finden, dort in der ?1 Player Guild? (richtig, ist international, also englischsprachig).
Dort wird JEDES denkbare Brett- und Kartenspiel bis ins Detail beleuchtet und diskutiert, ebenso jegliche Neuankündigungen (u.a. die riesige Kickstarter-Szene und was dort so monatlich vorgestellt wird).
Dadurch sieht man erst mal, wie groß der Solo-Brettspiele-Markt mittlerweile ist.
Ein schöner YouTube-Kanal (deutsch) wäre z.B. von ?Genus Solo?, da siehst du extrem viele und ausführliche Solo-Gameplays beliebter Spiele.
Auch Online-Shops wie ?Fantasywelt.de? bieten mittlerweile eine explizite Solo-Spiel-Rubrik an.
danibua schrieb am
Boah uboot würde ich solo gar nicht empfehlen, wenn man da alleine alle 4 rollen spielt artet das völlig in arbeit aus.
Mage knight ist super, für mich eins der besten solospiele - ein nachteil ist aber die ziemlich komplexe regel. Jedesmal wenn ich das nach einer weile des nichtspielens wieder auf den tisch gebracht habe war erstmal ziemliches regelstudium angesagt - musste mich deswegen verlassen.
Empfehlen könnte ich solo aktuell aeons end oder marvel champions, wenn einem englichssprachige spiele nichts ausmachen (aeons end gibts im sommer wohl bei pegasus auf deutsch).
Dawn of the zeds finde ich aktuell auch sehr gut, genauso wie dungeon alliance. Was bei mir momentan auch solo immer wieder am tisch liegt ist cthulhu death may die oder eldritch horror!
Ach ja too many bones ist auch hammergeil, auf grund des überaus hohen anschaffungspreises sei dies aber nur denen ans herz gelegt die wirklich gerne brettspiele zocken.
SpookyNooky schrieb am
Bull75 hat geschrieben: ?27.03.2020 14:43 Sorry für diese Wall of Text....
Ich schließe mich dem anderen Foristen an: Ganz und gar nicht. Das ist das spannendste zur semantischen Emergenz, was ich seit langem gelesen habe. Wusste gar nicht, dass es so etwas gibt. Für mich wäre das nichts, dafür bin ich schon zu sehr von Spielekorsetts abhängig. Ich würde da die klassischen "choose your own adventure"-Prinzipien vorziehen, aber selbst das wurde für mich durch Skyrim und Co. eigentlich versaut. Hut ab vor deiner Kreativität.
SethSteiner schrieb am
Bei der Jubliäumsbox aber bitte bedenken, dass das Brett leider ein Fehldruck ist und dort die Verbindung zwischen Ho-Chi-Minh Stadt und Bangkok fehlt. Asmodee schickt aber ohne mucken einen Sticker-Sheet, damit man sie sich selbst aufkleben kann.
Hier zum Ersatzteilformular:
https://kundenservice.asmodee.de/
.opti76 schrieb am
LouisLoiselle hat geschrieben: ?26.03.2020 20:40
.opti76 hat geschrieben: ?26.03.2020 20:09 Schau mal nach Pandemic bei Amazon.
Die englische können sie behalten.
Pandemic: 10 Jahre Jubeläumsedition ist Deutsch. Kostet aktuell bei Amazon 65? aber im Fachhandel kriegt man es auch für unter 60?. Das hochwertige Material lohnt den Aufpreis.
Pandemie gibt es auch nicht mehr. Hieß damals unter dem Vertriebler Pegasus Spiele so.
Mittlerweile bringt es Z-Man auf Deutsch bei uns aber unter dem englischen Titel Pandemic.
schrieb am