von Marcel Kleffmann,

Bundesratsinitiative zur Identifizierungspflicht von Nutzer von Spieleplattformen

Spielkultur (Sonstiges) von 4Players
Spielkultur (Sonstiges) von 4Players - Bildquelle: Bundesanzeiger
Am vergangenen Freitag ist im Bundesrat der Entwurf eines "Gesetzes zur Änderung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes zum Zweck der Erleichterung der Identifizierbarkeit im Internet für eine effektivere Bekämpfung und
Verfolgung von Hasskriminalität" diskutiert worden (zum Dokument). Die von den Bundesländern Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern erarbeiteten Änderungsvorschläge sehen eine Erweiterung des bisherigen Netzwerkdurchsetzungsgesetzes von "sozialen Medien" wie Twitter und Facebook auf "Spieleplattformen" wie Twitch, Discord und Steam vor.

Ziel der Initiative ist es, dass die Nutzer entsprechender Dienste einfacher und eindeutig identifiziert werden können. Hierzu sollen Nutzerdaten (Vor- und Nachname sowie Adresse) von den Betreibern festgestellt, wirksam überprüft und gemäß der Datenschutz-Grundverordnung gespeichert werden. Diese Daten sollen nicht öffentlich angezeigt werden, sondern nur den Betreibern der Spieleplattform vorliegen, welche die Daten auf Nachfrage z.B. von Ermittlungsbehören weitergeben. Die Identifikation der Person soll per amtlichen Ausweis, elektronischem Identitätsnachweis oder einem anerkannten elektronischen Identifizierungssystem durch den Betreiber der Plattform erfolgen, wodurch laut Heise.de Jugendliche unter 16 Jahren keinen Zugang mehr zu Spiele-Netzwerken und Gaming-Plattformen erhalten werden, da Jugendliche in Deutschland meistens erst ab 16 Jahren einen Personalausweis haben. Allem Anschein nach sind nur Plattformen betroffen, die mehr als zwei Millionen Nutzer haben. Auf die mögliche VPN-Problematik geht Heise.de ebenfalls ein.

"Derzeit schafft die Polizei es nicht immer, die Person hinter einem Nutzernamen zu identifizieren. Im Jahr 2019 wurden in Niedersachsen insgesamt 20 Ermittlungsverfahren gegen Hasskriminalität im Internet eingestellt, weil ein Täter nicht ermittelt werden konnte", teilte ein Sprecher des niedersächsischen Justizministeriums gegenüber netzpolitik.org mit. Anlass für die angestrebte Gesetzesänderung dürfte das rechtsextreme Attentat von Halle (Oktober 2019) sein, da der Täter seinen Anschlag live auf Twitch übertrug.

In dem netzpolitik-Artikel heißt es weiter: "Alle Plattformen mit mehr als zwei Millionen Nutzer:innen im Inland würden verpflichtet, Angaben zu Name, Geburtsdatum und Anschrift innerhalb von zwei Jahren nach Inkrafttreten zu überprüfen. Sollten sie dem nicht nachkommen, würde ihnen ein erhebliches Bußgeld drohen. Die Zwei-Millionen-Marke überschreiten derzeit etwa Twitter, Facebook und TikTok. Bei den Spiele- und Videoplattformen liegen keine bestätigten Zahlen zu Nutzer:innen in Deutschland vor, die Videoplattform Twitch und die Vertriebsplattform Steam gehören jedoch zu den größten Anbietern."

Der Entwurf zur Änderung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes wurde vom Bundesrat aber nicht direkt in den Bundestag eingebracht, sondern an den Rechtsausschuss, den Innenausschuss und den Wirtschaftsausschuss zur Erarbeitung einer Empfehlung überwiesen. Über diese Empfehlung soll im Bundesrat in Zukunft erneut beraten werden.

Auszug aus dem Gesetzesantrag: "Durch eine Änderung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes und Einführung einer Verpflichtung der Anbieter sozialer Netzwerke und der Anbieter von Spieleplattformen, von den Nutzern bei der Registrierung Namen und Anschrift sowie deren Geburtsdatum zu erheben, wird die Identifizierbarkeit von Täterinnen und Tätern erleichtert und so eine Strafverfolgung vereinfacht. Durch die Erweiterung des Anwendungsbereichs des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes, von welchem bisher nur Anbieter sozialer Netzwerke erfasst sind, auch auf Anbieter von Spieleplattformen, wird eine umfassendere Möglichkeit zur Bekämpfung der Hasskriminalität geschaffen, da so an verschiedenen Orten im Internet gegen die Täterinnen und Täter vorgegangen werden kann."

Die Begründung lautet folgendermaßen: "Auch bei der Nutzung von Spieleplattformen kommt es vermehrt zu Hasskriminalität, etwa bei der Nutzung der Messenger-Funktionen. Daher müssen Meldungen nach § 2 des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (NetzDG) bzw. Löschungen von rechtswidrigen Inhalten auch durch Anbieter von Spieleplattformen durchgeführt werden und nicht, wie im Netzwerkdurchsetzungsgesetz bislang vorgesehen, nur von Anbietern sozialer Medien. Diese Gesetzeslücke sollte insbesondere vor dem Hintergrund der rasant steigenden Beliebtheit der Spieleplattformen daher umgehend geschlossen werden."
Quelle: netzpolitik.org, Heise, Bundesrat, Bundesanzeiger

Kommentare

tendenziell schrieb am
Voll der Witz. Frag mich wann der rechtsstaat anfängt menschen mit abweichender meinung einzusperren.
wer ernstnimmt im internet angepöbelt zu werden hat ganz andere probleme.
und vor allem meldet sich dann halt keiner mehr auf den seiten an die dem gesetz unterliegen.
ich für meinen teil werde mich ,falls nötig über vpn, halt auf seiten einloggen registrieren die nicht diesem gesetz unterliegen.
fertig und aus die maus.
bin so langsam eh für eine unterteilung . hier das netz für leute die es geil finden alles geregelt zu sehen und hier das netz für alle die freiheit wollen.
wird nur nicht funktionieren weil erstere gruppe ihren scheiss im freien netz durchsetzen wollen würde weil dadrin zu sein viel cooler ist.
dx1 schrieb am
Sunblaster hat geschrieben: ?19.02.2020 22:27 Am ehesten bewerben sich noch welche die der demokratischen Grundordnung eher skeptisch gegenüber stehen. Meinen sie solche Leute werden unsere Gesellschaft und unsere Werte schützen?
Und diesen Leuten gegenüber möchtest Du auf bequemste Weise im Netz identifizierbar sein?
Trägst Du auch ein deutlich sichtbares Namensschild mit Anschrift, wenn Du Dich am Zeitungskiosk, im Supermarkt, im Bus mit zufälligen Begegnungen unterhälst?
Kant ist tot! schrieb am
Generell wird in meinen Augen der Nutzen repressiver Maßnahmen über- und der sukzessive Verlust persönlicher Freiheiten unterschätzt.
Aber das sehen halt genug Leute genau andersherum. Vor allen Dingen, weil die Bedrohungslage von spektakulären Gefahren wie Terrorismus, die statistisch gesehen eine winzige Rolle spielen, überproportianal stark wahrgenommen wird. Und dann denkt man halt, jetzt müsse man da was machen und gibt gerne persönliche Freiheiten ab.
Kajetan schrieb am
Sunblaster hat geschrieben: ?19.02.2020 22:27 Grundlegenden Anstand wahren zu wollen ist für sie also ein Luxusproblem?
Wenn der Preis die Aufgabe bürgerlicher Freiheiten, eine Stärkung des Überwachungsstaates und NOCH MEHR Daten sind, die nicht nur mißbraucht werden können, sondern erfahrunsggemäß definitiv mißbraucht werden?
Ja, aber sowas von!
Anstand ist etwas, was Sache der Eltern ist. Und wenn Du Dich von kleinen Bengeln persönlich angegriffen fühlst, dann arbeite bitte an Deinem Selbstwertgefühl oder pampe die Idioten einfach zurück an, anstatt nach dem Überwachungsstaat zu rufen.
Was wäre denn ihrer Meinung nach die bessere Alternative? Das Internet als unüberwachter, rechtsfreier Raum, in dem jeder sein hässlichstes Wesen zum Ausdruck bringt, bloß weil er es kann? Denn das machen Menschen, wenn sie keine Regeln mehr befolgen müssen.
Noch mehr Bullshit! Das Internet IST KEIN unüberwachter, rechtsfreier Raum. War es nie. Das ist ein perfides, verlogenes und manipulierendes Märchen.
Man soll mehr Polizisten einstellen statt ihnen die Arbeit zu erleichtern? Wo sollen die denn herkommen? Den Beruf will keiner mehr machen. Hunderte Lehrstellen sind schon seit Jahren unbesetzt. Am ehesten bewerben sich noch welche die der demokratischen Grundordnung eher skeptisch gegenüber stehen. Meinen sie solche Leute werden unsere Gesellschaft und unsere Werte schützen?
:lol: Köstlich!
schrieb am