Test: Marvel Ultimate Alliance 3: The Black Order (Rollenspiel)

von Mathias Oertel



Marvel Ultimate Alliance 3: The Black Order (Rollenspiel) von Nintendo
Brawler statt Superhelden-Diablo
Publisher: Nintendo
Release:
19.07.2019
Erhältlich: Digital (Nintendo eShop), Einzelhandel
Spielinfo Bilder Videos

Marvel Ultimate Alliance 2 liegt zehn Jahre zurück und fällt damit in die Zeit, als das Marvel Cinematic Universe, das vor kurzem mit Avengers Endgame seinen vorläufigen Höhepunkt fand, noch in den Kinderschuhen steckte. Jetzt ist das Action-Rollenspiel wieder da und möchte exklusiv auf Nintendo Switch mit einem neuen Team im Hintergrund für Furore sorgen. Im Test klären wir, ob das Vorhaben mit Marvel Ultimate Alliance 3 gelungen ist.



Überraschung!

Als Marvel Ultimate Alliance 3 Ende letzten Jahres im Rahmen der Game Awards angekündigt wurde, war dies aus vielerlei Hinsicht überraschend. Nicht nur, dass die Serie etwa zehn Jahre nach dem letzten Auftritt (das Ultimate Alliance Bundle für PC, PS4 und One aus dem Jahr 2016 zähle ich nicht mit) wieder eine Auferstehung feiern sollte. Auch die Konsolenexklusivität für Nintendo Switch hätte man so nicht erwarten können. Und dass für die Umsetzung der wohl heißesten Lizenz, die die westliche Pop-Kultur derzeit zu bieten hat, mit Team Ninja ein zwar bewährtes, aber doch eher auf fernöstliche Themen fokussiertes Studio die Fäden in der Hand hält, ist ebenfalls ungewöhnlich.

Spielerisch merkt man dies jedoch nur selten. Nur gegen Ende der in der Basiskampagne etwa 14 bis 18 Stunden dauernden Team-Prügeleien setzt sich die Nippon-Spielkultur zu stark durch, wenn ein Bosskampf an den nächsten gereiht wird, nur um dann von weiteren „Finalkämpfen“ abgelöst zu werden. Dass Team Ninja dabei die Toleranzschraube überdreht und einfach kein Ende zu finden scheint, sorgt allerdings zum Schluss für einen schalen Beigeschmack. Den gab es im Vorfeld bei einigen Fans schon mit der Ankündigung eines Season Passes. Die ersten Erweiterungs-Inhalte sollen bereits im Herbst erscheinen und bringen nicht nur neue Storylines, sondern auch weitere Charaktere aus Reihen der X-Men, Fantastischen Vier oder der Marvel Knights. Dies ist definitiv eine Erwähnung, aber keinen Aufreger wert. Denn bereits im „Original-Zustand“ ist das Zusammentreffen der Marvel-Helden und -Bösewichte prall gefüllt. Und mit kostenlosen Inhaltsupdates sollen auch die Spieler mit neuen Figuren versorgt werden, die nicht mit der Anschaffung des Season Pass liebäugeln – Ende August sollen Cyclops sowie Colossus als spielbare Charaktere hinzugefügt werden.

Comic trifft Cinematic Universe

Die "Black Order" ist im Auftrag von Thanos unterwegs, um die sechs Unendlichkeits-Steine zu finden. Die Marvel-Superhelden müssen sie natürlich aufhalten.
Die "Black Order" ist im Auftrag von Thanos unterwegs, um die sechs Unendlichkeits-Steine zu finden. Die Marvel-Superhelden müssen sie natürlich aufhalten.
Die Story stammt aus der Feder von Marc Sumerak, der nicht nur ein langjähriger Marvel-Autor ist, sondern auch Geschichten für die Zurück-in-die-Zukunft-Comics oder Ghostbuster geschrieben hat. Erzählerisch bietet Marvel Ultimate Alliance 3 allerdings nur wenig Überraschungen. Es dreht sich wieder einmal um Thanos und seine Suche nach den sechs Unendlichkeitssteinen. Er hat seinen Elite-Trupp, die Black Order beauftragt, diese zu finden. Und natürlich kommt es dabei zu Konflikten, in denen die Avengers, Guardians of the Galaxy, die X-Men und viele weitere Figuren aus zahlreichen Marvel-Welten die Bösen aus dem Weg räumen. Über 30 Figuren stehen zur Verfügung, um sich sein Vierer-Team zusammenzustellen. Die Auswahl hat allerdings keine Auswirkungen auf den Verlauf der Geschichte. In der B-Note stellt man zwar zufrieden fest, dass Asgardier es erfreut kommentieren, wenn man Thor in der Gruppe dabei hat. Doch wenn man mit dem rhetorisch eher nicht bewanderten Hulk in Gesprächen die gleichen Dialoge führt wie mit Dr. Strange wird klar, dass hier eine Chance verpasst wurde, der Heldenriege zusätzliche Persönlichkeit einzuhauchen. Insbesondere, da die Antworten der eigenen Figuren ohnehin nicht vertont sind. Zusätzliche Atmosphäre-Punkte verliert das erzählerische Umfeld, wenn man z.B. in einem Gespräch mit Cyclops zu hören bekommt, dass man bitte Wolverine nicht verraten solle, dass er in einem bestimmten Punkt Recht gehabt hatte, allerdings als Gesprächspartner eben diesen Wolverine vor Cyclops platziert hat – wenigstens in diesen Sonderfällen hätte man die Dialoge anpassen müssen. Immerhin bringt Sumerak auch die eine oder andere Überraschung unter.

Die Erzählung aus der Feder von Marc Sumerak geht zwar in Ordnung, zeigt aber im Detail Schwächen, da die Dialoge ungeachtet der gerade gesteuerten Figur immer gleich ablaufen - und in diesem Fall dazu führen, dass Wolverine in der dritten Person von sich spricht...
Die Erzählung aus der Feder von Marc Sumerak geht zwar in Ordnung, zeigt aber im Detail Schwächen, da die Dialoge ungeachtet der gerade gesteuerten Figur immer gleich ablaufen - und in diesem Fall dazu führen, dass Wolverine in der dritten Person von sich spricht...
Obwohl die Visualisierung und das allgemeine Artdesign sich eindeutig an den Comic-Vorlagen orientiert, bedient man bei der Auswahl der Figuren und der allgemeinen Inszenierung aber auch das erfolgreiche Marvel Cinematic Universe sowie die zahlreichen Fernseh-Serien, die vor allem auf Netflix laufen. Man stattet bekannten Arealen wie Asgard, Wakanda, Knowhere, der X-Mansion oder dem Avengers Tower einen Besuch ab und trifft dort nicht nur auf ein breites Spektrum an bekannten Bösen wie Red Skull, Hela, Modok, Doc Ock oder Bullseye, sondern vor allem auf ein Who-is-Who der Marvel-Superstars, von denen ein Großteil rekrutiert werden darf. Neben den Ur-Avengers und den Guardians of the Galaxy findet man die „Inhumans“, Venom, Captain Marvel oder Black Panther, aber auch Ghost Rider oder Miles Morales, den man jüngst als Protagonist in Spider-Man: The New Universe kennengelernt hat. Doch nicht nur hier schmiegt man sich eng an die Superhelden aus TV und Kino an. Man hat für die reichhaltige englische (sowie zumeist sauber in Deutsch untertitelte) Sprachausgabe viele sowohl aus Spielen als auch aus Film und Fernsehen bekannte Sprecher hinters Mikrofon gezerrt, darunter Nolan North (Uncharted), der sowohl Deadpool als auch Rocket Raccoon seine Stimme leiht, David Kaye (Kingdom Hearts 3, X-Men Evolution) oder Laura Baily (Spider-Man, Catherine) als Black Widow. Und ob dies nun eine Vorgabe war oder nicht: Sie bemühen sich stark und zumeist erfolgreich, stimmlich ähnlich wie die Filmvorbilder zu klingen. Und damit schafft Ultimate Alliance 3 eine interessante Atmosphäre, die den Spagat zwischen den Comic- und Filmuniversen meist bravourös schafft und so einige der erzählerischen Schwachpunkte kaschiert.

Kommentare

JuJuManiac - Angewidert von den 4P Eigentümern schrieb am
Passierte auch wenn alle Duplikate weg waren, bis auf einen, nur nicht so stark wie wenn noch Duplikate da sind. Der Kampf war ein DPS Rennen gegen diese unvermeidbare Mechanik. Haben mittlerweile weiter gespielt nur das Gameplay ist einfach unterirdisch und das Leveldesing von 1990: Schlauch, Halle, Schlauch, Halle.
Da Synergie Attacken das Brot und Butter des Schadens sind, kann man sein Team auch nicht aufstellen wie man möchte, sondern muss mit teils seltsamen Kombinationen spielen. Mir gefällt es überhaupt nicht und meinem Sohn auch nicht und wir beide sind eigentlich Fan der Charaktere.
Ich würde Jedem raten es vor einem Kauf zu testen, das Gameplay ist mit das schlechteste was ich seit langem erlebt habe und liegt mir gar nicht. Die Helden sind lahm, unresponsiv (in den Block gehen dauert fast eine Sekunde) und es gibt keine optischen Tells der Attacken der Gegner, was in den Brawls mit immer 4 Helden und oft 12 und mehr Gegnern auf meinem 75' Fernseher einfach nicht verfolgbar ist und deshalb zu Button Mashing verkommt, solange man nicht alleine spielt und der Bildschirm auf Dich zentriert ist. Wenn man alleine spielt mag das nicht so auffallen, aber als Couch Koop funktioniert der Titel nicht für mich und für Kinder ist das Spiel auf Leicht VIEL zu schwer und mein Sohn spielt mit mir Bro Force bis zum Endboss, spielt Super Mario Odysee alleine durch und ist eigentlich ziemlich gut für sein Alter am Pad.
Zum Thema Charakterdesign kann ich nur sagen, dass ich das als eine der großen Stärken des Titels sehe. Wer mit dem unterirdischem Leveldesign kein Problem hat und wem das Gameplay liegt, der braucht sich über das Chardesign keine Sorgen machen. Die Chars sehen alle sehr gut und detailliert aus, auch die Spezialattacken sind gut gemacht und passen optisch absolut zu den Helden.
Sevulon schrieb am
JuJuManiac hat geschrieben: ?20.07.2019 10:09 Selbst auf Leicht sind wir dann in 5 Anläufen am 2ten Boss Mysterio gescheitert, der Angriffe über den gesamten Bildschirm macht, die selbst beim blocken starken Schaden machen.
Die Attacke macht er nur, wenn du die Boss-Mechanik vorher nicht richtig machst: Wenn Mysterio sich dupliziert und im Kreis steht, musst du alle attackieren bis du den "richtigen" Mysterio findest. Ansonsten passiert das von dir beschriebene.
JuJuManiac - Angewidert von den 4P Eigentümern schrieb am
DSFreak hat geschrieben: ?19.07.2019 18:47 Hallo,
Ich hab mal eine kurze Frage zum lokalen Koop. Wie läuft das mit dem Level up ab. Alles über einen Account? Also wenn ich Iron Man spiele und mein Kumpel neben dran Groot, dann hab ich sowohl Iron Man als auch Groot gelevelt auf meinem Account, richtig?
Danke :)
Ja, so läuft es. Die Chars die neu dazu kommen während dem Spiel haben auch schon einen gewissen Grundlevel und man kann so XP Kugeln finden, die man dann für beliebige Charaktere einsetzen kann.
Ich hatte es für meinen Sohn (8 Jahre) geholt, nachdem er eine Woche im Krankenhaus war und wir haben es gestern zu dritt gut 2-3 Stunden gespielt und sind eher enttäuscht. Das Leveldesign ist sehr schwach, die Steuerung hat Lag (drückt man blocken, dauert fast 1 Sekunde bis die Arme oben sind) und alle Gegner sind schneller, als die eigene Figur.
Selbst auf Leicht sind wir dann in 5 Anläufen am 2ten Boss Mysterio gescheitert, der Angriffe über den gesamten Bildschirm macht, die selbst beim blocken starken Schaden machen. Will man dann eine Figur austauschen, muss man die direkt davor geschalteten Mini-Boss fights alle nochmal spielen. Es gibt keine Bodenfelder oder andere direkte Anzeigen, wo ein Angriff treffen wird, so dass es alles sehr willkürlich wirkt. Die Styles der Gegner kommen sekundenschnell, während die eigene Figur eben recht träge und schwerfällig wirkt im Vergleich z.B. zu einem Diablo.
Momentan würde ich das ganze mit nicht mehr als 60% bewerten, alleine wegen des horrenden Leveldesigns von 1992, das nicht einmal gegen Lego Spiele irgendeinen Bestand hat.
Der Charakter Fortschritt ist sehr minimalistisch und erlaubt nicht wirklich eine besondere Anpassung an den eigenen Spielstil.
Satus schrieb am
Schade, zu viel Brawler für mich. Geld gespart :-)
DSFreak schrieb am
Hallo,
Ich hab mal eine kurze Frage zum lokalen Koop. Wie läuft das mit dem Level up ab. Alles über einen Account? Also wenn ich Iron Man spiele und mein Kumpel neben dran Groot, dann hab ich sowohl Iron Man als auch Groot gelevelt auf meinem Account, richtig?
Danke :)
schrieb am