Entscheidender als ein nervöser Zeigefinger ist ohnehin stets das besonnene Vorgehen – schon alleine deshalb, weil man nicht mit Schnellfeuerwaffen im Eiltempo Blei regnen lässt, sondern mit relativ behäbigen Büchsen und Pistolen genau zielen sollte, bevor der nächste Schuss in den Lauf geschoben wird. Fast alle Handgriffe kosten etwas mehr Zeit als in vergleichbaren Shootern, was ausgerechnet diesen verstörenden Wilden Westen zu einem ungewöhnlich plastischen Schauplatz macht. Ärgerlich finde ich nur, dass trotz guter Verbindung das Ergebnis mancher Schüsse nur mit deutlicher Verzögerung dargestellt wird. Das stört den erstklassigen Spielfluss ein wenig.
Der steinige Weg zum Erfolg
Schade ist auch, dass man zwar alleine auf Beutejagd gehen darf, Zweier- oder Dreier-Gruppen (man kann das Matchmaking auch mit zufälligen Partnern starten) aber immer dafür sorgen, dass das Risiko für Solisten deutlich höher ist. Das liegt auch daran, dass Kopfschüsse tödlich sind, was es oft unmöglich macht, gefährlichen Situationen zu entkommen. Einzelspieler starten zwar wahlweise in einem speziellen Modus, wo ausschließlich Solisten markierte Punkte ansteuern und nur eine einzige Person die Karte lebend verlassen kann. Die vereinfachte Variante ist allerdings kein Ersatz für das zentrale Spiel.
Das gilt schon deshalb, weil man seine Charaktere nur mit der Beutejagd verbessert. Die steigen nämlich im Rang auf, sodass man ihnen zusätzliche Fertigkeiten verleihen kann. Sie laden ihre Waffen dann schneller nach, können mehr Heilmittel, Granaten oder Fallen tragen und genießen andere Vorteile – falls sie die Jagd überleben. Denn einmal getötete Jäger gehen dauerhaft verloren. Zum Glück kommt damit nicht der komplette Fortschritt abhanden, denn die Fähigkeiten selbst schaltet man global frei, um sie dann je nach Bedarf einzelnen Charakteren zu verpassen, die man wiederum aus einem Pool wechselnder Bewerber rekrutiert.
Um Feinde auszumachen, spielen auch Geräusche eine wichtige Rolle, weshalb man möglichst wenig Lärm verursachen sollte.
Zu diesen Bewerbern gehören dann interessanterweise auch Überlebende des Solo-Modus‘, die außerdem gefundene Waffen und Werkzeuge behalten. Diese Ausrüstung müsste man sonst erst freischalten und neu kaufen, falls sie mit einem getöteten Jäger verloren geht. Und so findet man sich trotz des Verzichtes auf eine echte Solo-Beutejagd in einem motivierenden Kreislauf aus globaler und Charakterentwicklung und verschiedenen Spielweisen wieder – um den zu genießen man allerdings ordentlich Biss braucht. Denn die schnellen Tode und damit verbundener Beinahe-Stillstand können durchaus frustrieren. Das System lässt weniger starke Spieler zwar nicht im Stich, bevorzugt erfolgreiche Experten allerdings enorm.
Auf PlayStation 4 spielt das im Moment natürlich noch keine allzu große Rolle, da die Meisten ihre Kopfgeldjagd dort gerade erst begonnen haben. Wobei ich mich nach dem Spielen am PC erst einmal an die Darstellung mit 30 Bildern pro Sekunde gewöhnen musste. Da Hunt ein recht gemächliches Vorgehen forciert, drückt das den Spaß aber zum Glück nicht wesentlich.
Ein wenig ärgerlich finde ich dafür, dass Gegner fast sofort nach ihrem Tod plötzlich verschwinden; nicht einmal eine Animation oder einen Effekt gibt es, der das Auflösen im Rahmen des fantastischen Szenarios plausibel macht. Die Ladezeiten fordern auf der Konsole zudem etwas mehr Geduld als mir lieb wäre. Und dass man mitunter sieht, wie sich Verwesende „hinlegen“, um ganz überraschend wieder aufzustehen, sobald man direkt vor ihnen steht, hätte ein kleiner, aber vermeidbarer Fehler sein sollen. Überhaupt werden manche Objekte erst sehr spät mit allen Details dargestellt.
Im Gegenzug funktioniert die Steuerung per Gamepad erfreulich gut, wobei Hunt ausreichend viele Einstellungsmöglichkeiten anbietet, um vor allem die Drehgeschwindigkeit des Umsehens mit verschiedenen Waffen an eigene Vorlieben anzupassen. Auch Sprachchat gibt es vom Start weg, wobei ich noch keine Verbündete getroffen habe, die davon Gebrauch machen.