Verstärkt wird das dadurch, dass das Fliegen per Autopilot nicht sehr unterhaltsam ist. Weder kann man sich nämlich frei umschauen noch darf man Menüs navigieren, um etwa die nächsten Schritte zu planen. Zu allem Überfluss crasht einen der Autopilot so häufig in Stationen, Planeten oder Asteroiden, dass ich fast nur noch die Schnellreise aktiviere, bei der man umgehend ans Ziel gesetzt wird. Dadurch springt Juno noch viel abrupter von einem Aktionspunkt zum nächsten, anstatt das Fliegen selbst zu genießen. Dabei ist Letzteres für mich einer der wichtigsten Aspekte in dieser Art Spiel.
„Scher dich zum Teufel!“
Das ist vor allem deshalb ärgerlich, weil Double Damage einen so unverschämt gutaussehenden Weltraum erschafft! Als hätte das Studio die verklärte Erinnerung an das offizielle Vorbild
Privateer in eine virtuelle Welt verfrachtet, erstrahlen die für Chris Roberts typischen, irgendwie kastenförmigen Raumschiffe in einem todschicken modernen Licht. Selbst die Cockpits erinnern an
Wing Commander & Co., die spielerisch überschaubare, angenehm flotte Action sowieso.
Klasse ist dabei die Art und Weise, mit der Juno als Person im Cockpit greifbar wird, denn zum einen sieht man, wie sie ihre Instrumente bedient (schöner wäre es, wenn sie für gleiche Aktionen auch stets die gleichen Handgriffe ausführen würde, aber sei’s drum) und zum anderen unterhält sie sich mit ihren Feinden. Wobei man ihr nicht nur zuhört. Vielmehr kann man einem Gegner jederzeit mitteilen, was man von ihm oder ihr hält – meist in Begleitung eines in die Luft gestreckten Mittelfingers. Man kann aber auch darum bitten, das Kämpfen
Nachdem die gestrandete Juno zunächst mit einer Schrottmühle Vorlieb nehmen muss, leistet sie sich bald leistungsfähigere Schiffe.
sein zu lassen, was angenehm viele Ganoven dankend annehmen. Oder aber man bietet die eigene Fracht als Gegenleistung für einen Waffenstillstand. Schön, dass die Begegnungen trotz des starken Arcade-Feelings mehr als statische Ballereien sind!
Weltraumwelle
Und dann elektrisieren da noch mehr als 400 Musikstücke verschiedenster Stilrichtungen, verteilt auf entsprechende Radiostationen, das All. Juno kommentiert beim Umschalten sogar die amüsante nervige Werbung. So sehr ich gerade noch gemeckert habe: Wenn sich feindliche Jäger erst mal zum laut aufgedrehten
Cut to the Chase im Blitzlicht sich kreuzender Laserstrahlen auflösen, schwebt Rebel Galaxy Outlaw auf ganz großen atmosphärischen Wellen – der Soundtrack ist herausragend! Und wem das nicht reicht, der bindet einfach seine eigene Musik ein. Die ist dann neben den Radiostationen in Form eines Mixtapes anwählbar.
Mit vier Minispielen vertreibt sie sich dabei die Zeit zwischen den Ausflügen in den farbenfrohen Dodge-Sektor.
Für Flair sorgen weiterhin vier Minispiele, die ebenfalls in den Kneipen verfügbar sind. So wirft man dort die Poker-Würfel, versucht sein Glück an einarmigen Banditen, spielt Billard und einen Spielhallen-Automaten, der frappierend an
Asteroids erinnert. Gelegentlich spielen Kontrahenten am Pool-Tisch sogar um Schiffsmodule, was dem Geldbeutel ungemein guttut.
Passt auf die Module auf!
Wenig Schwäche zeigt das Spiel auch beim Fliegen sowie den zahlreichen Gefechten. Man darf natürlich keine Simulation erwarten; hier grüßt die alte Wing-Commander-Schule. Man muss in den richtigen Momenten aber geschickt mit Gas und Bremse hantieren, Raketen ausweichen, den Nachbrenner nutzen und die Energieverwaltung im Auge behalten. Letztere passt man unterschiedlichen Situationen an oder „kippt“ in brenzlichen Situationen eine Ladung Energie vom Triebwerk auf die Schilde.