Der feudale Survival-Horror
Nach den Erfolgen, die Capcom mit Resident Evil sowie Dino Crisis feierte, war es nicht überraschend, dass man sich überlegte, wie man das Konzept des Survival-Horrors mit anderen Schauplätzen verbinden könnte. Ein Ergebnis dessen war Onimusha: Warlords, das als erstes Spiel auf der PS2 in Japan die Millionmarke knacken konnte und seine Europa-Premiere im Juli 2001 feierte. Statt in einer modernen Stadt ist man hier in Landstrichen und Gebäuden des feudalen Japan unterwegs. Zombies wurden durch mit Katanas, Shuriken oder riesigen Keulen bewaffnete Dämonen ausgetauscht und man selbst ist nicht mit einer Knarre bewaffnet, um sich der zahlreichen Gegner zu entledigen, sondern nutzt Katana, Bogen sowie einen Oni-Handschuh. Letzterer wird in erster Linie verwendet, um die Seelen der Feinde aufzusaugen, damit man sie an Speicherpunkten für Aufwertungen der mitgeführten Waffen ausgeben darf.
Im mechanischen Umfeld bleibt jedoch alles, wie man es aus Raccoon City kennt: Die Figur bewegt sich durch vorgerenderte Hintergründe, die gelegentlich etwas mit dem Charakter mitscrollen, aber viel häufiger statisch umschalten – seinerzeit ein probates Mittel, um Filmatmosphäre zu emulieren. Mit Schalterrätseln nutzte man ebenfalls ein bewährtes Element, um die spannende Geschichte um eine etwas andere Facette des vor allem bei Tecmo Koei häufig verwendeten Nobunaga-Konflikts aufzulockern und einen Kontrapunkt zur Action zu setzen. Selbst die Heilkräuter, die man auch im Kampf gegen Umbrella findet, darf man einsammeln und verwenden. Vor 18 Jahren war uns die Mischung aus brachialer Action und angenehmer Rätseldichte mit ihrer für damalige (SD-)Verhältnisse famosen Kulisse 89% wert – damals hatten wir noch keinen Gold-Award, sondern Spiele erst ab 90% mit einem besonderen Gütesiegel versehen.
Der Zahn der Zeit nagt erbarmungslos
Trotz einer höheren Auflösung sieht man Onimusha: Warlords sein Alter an - kein Vergleich zur deutlich aufwändigeren Umsetzung von Resident Evil auf dem GameCube (2002) oder der Version für aktuelle Systeme aus dem Jahr 2015.
Als Capcom im Spätsommer letzten Jahres das HD-Comeback von Onimusha: Warlords angekündigte, war angesichts des seinerzeit mitgelieferten Trailers abzusehen, dass es sich hierbei um eine recht simple Umsetzung handeln würde. Kein Vergleich mit dem Aufwand, den Capcom sich mit der GameCube-Version von Resident Evil gönnte – von der Neuerfindung des bald erscheinenden Resident Evil 2 ganz zu schweigen. Die vorgerenderten Hintergründe sehen bedingt durch höhere Auflösungen natürlich besser aus als das PS2-Original von 2001. Auch das Figurendesign profitiert von der HD-Anpassung. Doch zieht man die bereits angesprochenen Remakes der ersten beiden Resident Evils als Vergleich hinzu oder betrachtet den Aufwand, den Activision mit der Crash Bandicoot N.Sane Trilogy bzw. Spyro Reimagined an den Tag legte, wirkt die „Aufskalierung“ und optionale Anpassung an 16:9-Bildschirme sehr spartanisch.