Auch hinsichtlich des Designs bleibt man an der Oberfläche: Zwar freut man sich über die modernisierten Menüs, die jeweils in den Vereinsfarben gehalten sind, aber auch die lassen zu wünschen übrig: Warum kommt man von Nachrichten nicht direkt zum Thema wie etwa dem dort erwähnten Transfer oder dem Training? Warum muss ich so lange nach Torschützen und Scorern oder Ergebnissen anderer Teams suchen? Hier lässt Konami viel Potenzial liegen.
Immerhin werden Veteranen feststellen, dass die Gegner-KI zugelegt hat und Schwächen besser ausnutzt, so dass man mit seiner Mannschaft, deren Team-Chemie etwa bei 50 bis 60 liegt, einige Probleme hat - zumal die eigene Fehlerquote beim Passen höher ausfällt. Ich spiele mit Passhilfe-Stufe 1 und habe den Schwierigkeitsgrad im Vergleich zu PES 2019 von Superstar auf Top-Spieler herunter geschraubt.
Aber man darf nicht vergessen, dass dieser Anspruch zum Reifeprozess der Meister-Liga gehört: Erreichte meine Team-Chemie erstmal mittlere 70, habe ich den Schwierigkeitsgrad wieder höher gestellt, denn sonst kontrolliert man die meisten Partien. Allerdings fallen auch in der Meister-Liga seltsame Tore: Wenn ein Zweitliga-Kicker namens L. Taylor von Charlton mit einem Standard-Wert von 64 zwei (!) direkte Freistöße hintereinander (!!) sofort verwandelt, dann ist ihm der Fußballgott sehr wohlgesonnen - oder die Balance stimmt nicht.
Während man in der Meister-Liga bei aller Kritik zumindest Fortschritte erkennt, fühlt man sich im Karriere-Modus wie im falschen Film. Konami hat tatsächlich nichts verbessert, so dass man eine komplett sterile Laufbahn erlebt, die weder emotionales noch fußballtaktisches Feedback in seiner minimalen Form gibt. Ein Gespräch mit dem Trainer über die eigene
Der Karriere-Modus "Werde zur Legende" ist komplett langweilig.
Rolle im Spiel? Direkte visuelle Kritik oder Lob beim Spielen? Eine Aufarbeitung der individuellen Leistung nach dem Spiel? Alles Fehlanzeige. Wer soll sich das bitte antun? Dass man diesen komplett veralteten Modus in der Form immer noch anbietet, ist Realsatire.
Also bleiben einem abseits der Meister-Liga die typischen Online-Wettbewerbe wie der Aufstieg in Ligen, die man ebenfalls seit Jahren kennt. Und nicht nur aufgrund des neuen Namens hat man unterm Strich das Gefühl, dass sich Konami in erster Linie um das Geschäft mit dem E-Sport kümmern wird als wirklich substanziell all das zu renovieren, was längst überfällig ist. Dafür spricht auch der Ausblick auf die Euro: Da werden sich in einer Online-Qualifikationsrunde die besten 16 Mannschaften für ein Event in London qualifizieren. Das Finale der "UEFA eEURO 2020" soll dann zwischen den Halbfinalspielen und dem Finale des realen Wettbewerbs stattfinden - da man das weltweit live ansehen kann, erhofft man sich natürlich einen Werbe-Effekt...
myClub: Willkommen in der Profi-Tombola
Denn bis dato generiert man die Einnahmen abseits des Vollpreises im myClub-Modus mit seinen Mikrotransaktionen. Zwar bemüht sich Konami im Gegensatz zu 2K Games sichtbar, diesen Modus und das echte Geld nicht mit den anderen zu vermischen - zumal man weder im Hauptmenü noch sonstwo penetrant darauf hingewiesen wird. Man kann es also
Im myClub-Modus gibt es Echtgeldtransaktionen.
ignorieren. Aber spätestens wenn man myClub startet, geht das Fenster auf und man wird mit virtueller Währung, Münzen, Boni, Gewinnen & Co in die digitale Sportspiel-Tombola geworfen. Ich kann nicht verstehen, warum dieser künstliche Zirkus so erfolgreich ist.
Man startet mit der alten Meister-Liga-Mannschaft, um dann die ersten zufälligen Spieler wie in einer Lotterie zu ziehen - ich hatte übrigens sofort Pepe und Messi. Wahnsinn, oder? Die packt man dann in seine No-Name-Truppe mit der schlechten Team-Chemie, um sie stückweise über Trainer, Scouts, Spiele & Co zu verbessern. Ich musste das nach ein paar Spielen ausmachen, weil es einfach nur nervig ist, dass man als Erwachsener im Jahr 2019 mit dieser peinlichen Beutekisten-Dramaturgie konfrontiert wird statt mit ernsthaftem Sportspiel-Management. Bei Konami ärgert mich das umso mehr, weil die spielmechanische Substanz und das ausgeklügelte Rollenspielsystem mit den vielen Fähigkeiten, Teamrollen und Inspiration für einen simulativeren Ansatz bestens geeignet wäre. Das gab es ja mal, 2006 auf der PS2:
Pro Evolution Soccer Management.