Tolle Mischung: 4X-Strategie mit Taktikschlachten
Age of Wonders: Planetfall unterteilt sich grundlegend in zwei Bereiche: den Aufbau und die Verwaltung der eigenen Kolonie auf der strategischen Weltkarte à la Civilization (
Beyond Earth) mit einem Schuss
Heroes of Might & Magic (Helden und Armeen) und die taktischen Gefechte auf separaten Schlachtfeldern à la
XCOM. Sowohl der Globalstrategieteil als auch die Kämpfe werden rundenweise gespielt. Die Kombination beider Spielelemente funktioniert hervorragend. Warum man in Civilization, das im gleichen Studio wie XCOM entsteht (bei Firaxis Games), nicht auch selbst taktische Schlachten schlagen darf, ist mir schon länger ein Rätsel. Wobei festzuhalten ist, dass bei Age of Wonders: Planetfall der Kampf stärker im Fokus steht als Diplomatie, Wirtschaft, Kolonieausbau und Wissenschaft - diese Bestandteile sind zwar in angemessener Weise vorhanden, aber die Gewichtung ist eindeutig.
Sehr schön ist übrigens, dass sich die Kämpfe automatisch berechnen/ausführen lassen. In den Beispielschlachten machte der Computerfeldherr eine gute Figur und lieferte Ergebnisse, mit denen sich gut leben ließ. Schlachten, bei denen die Angriffskraft der eigenen Armee nicht mit der des Gegners mithalten kann, sollte man besser selbst ausfechten.
4X mit Tempo
Nach der Landung auf dem Planeten verfügt man über eine Hauptkolonie, die sich in einem Sektor befindet. Die gesamte Oberfläche des Planeten ist in mehrere Sektoren unterteilt, die sich später annektieren oder anderweitig beanspruchen lassen. Diese Sektoren bestehen aus Hexfeldern, die für die Fortbewegung und die Reichweite der Einheiten wichtig sind.
Der Ausbau der Kolonie läuft auf Hochtouren.
Mit der Startkolonie beginnt der typische 4X-Ablauf. Man baut Gebäude, bewegt Einheiten, sorgt sich um Ressourcen (Nahrung, Energie, Produktion, Kosmit) und legt die Forschungsprojekte fest. Geforscht wird in zwei getrennten Bereichen: Militär und Soziales. Zu den militärischen Technologien gehören die Waffen und die gewählte Geheimtechnologie. Zu den sozialen Projekten zählen die fraktionsspezifischen Doktrinen bzw. Spezialfähigkeiten, Wirtschaftspolitik und Operationen wie Spionage. Wie in vielen anderen Sci-Fi-Spielen sind viele Technologien wenig "eingängig" oder selbsterklärend. In der Regel gilt es die Tooltipps zu studieren, dennoch ist es kniffliger, sich ein klares Ziel zu setzen, vor allem in den ersten Partien. Obwohl aufgrund der unterschiedlichen Fraktionen und Geheimtechnologien durchaus Abwechslung versprochen wird, fehlt dem linearen Forschungsbaum das besondere Etwas.
Praktische Ausbeutung Entfernt man die Kamera weit vom Geschehen, wird eine schematische Übersicht angezeigt.
Ausgeweitet wird das Reich, in dem man Sektoren an die Kolonie anschließt und damit ausbeutet. Hierzu muss die jeweilige Stadt eine bestimmte Größe erreicht haben, bevor eine Armee auf der Fahne des jeweiligen Sektors die Annexion durchführt. Je nach Sektorbeschaffenheit (Biom, Geographie, Hinterlassenschaften, Wahrzeichen) kann der Sektor auf eine von vier Arten ausgebeutet werden und idealerweise entscheidet man sich dafür, genau die Ressource auszubeuten, die der Sektor ohnehin verspricht. Ist in einem Sektor z.B. ein verlassene Forschungsstation, bietet sich der Forschungsfokus an. Ist dort eine Biosphäre, wäre der Nahrungsfokus eine gute Idee, wobei diese Spezialisierung weiter ausgebaut werden kann. Die Boni und die erwirtschafteten Güter des ausgebeuteten Sektors fließen direkt in die zugehörige Kolonie und der Ausbau findet ebenfalls in der Kolonie selbst statt, was etwas kontraintuitiv ist.
Möchte man einen Sektor nicht unbedingt annektieren, können alternativ Frontbasen oder neue Kolonien errichtet werden, wobei man neue Kolonien nur gründen kann, wenn diese nicht an bisherige Kolonien angrenzen. Dieses Koloniesystem weiß durchaus zu gefallen und dürfte einen "City-Spam" verhindern (Karte schnell mit Städten zupflastern). Außerdem gewinnt Age of Wonders: Planetfall überraschend schnell an Fahrt im Vergleich zu anderen 4X-Spielen,
Wenn sich andere Siedlungen dem Reich anschließen, kann man auch Einheiten der anderen Fraktion bauen. Hier schließt sich eine Siedlung der Amazonen dem Dvar-Reich an - ohne Kampf.
bei denen der Auftakt eher gemächlich vonstattengeht.
Das schöne Sektorensystem kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Ausbau der Kolonien mit Gebäuden und Einrichtungen vor allem im Vergleich zur Civilization-Reihe in den Hintergrund tritt. Oftmals hatte ich die sinnvollen Bauwerke schon alle errichtet und musste auf die Überschussproduktion von Ressourcen ausweichen. Weltwunder oder so etwas Ähnliches gibt es nicht. Auch Wirtschaft und Handel sind aufgrund der Abstinenz von strategischen Ressourcen etc. eher kompakt gehalten, wodurch wiederum der militärische Schwerpunkts des Spiels unterstrichen wird.