Test: Great Battles of Rome (Taktik & Strategie)

von Benjamin Schmädig



Great Battles of Rome
Entwickler:
Publisher: Koch Media
Release:
08.06.2007
18.05.2007
18.05.2007
Spielinfo Bilder Videos
Fehlen euch noch Notizen auf dem Spickzettel für die Geschichtsklausur? Dann schaut bei den Great Battles of Rome rein. Denn die Videos aus den Archiven des History Channels gehen stichpunktartig Aufstieg und Fall des römischen Reiches durch. Slitherine versucht sich ähnlich wie The Creative Assembly in Rome: Total War an der Aufarbeitung packender historischer Ereignisse. Steht euch also der Sinn nach forderndem Taktieren? Dann lauft um euer Spieleleben!

Nebenrollen: Unbekannt

Boier, Ligonen, Saluvier: Die Namen der Völker, welche Rom die Stirn boten kennt ihr aus dem Effeff? Nein, mir sagen sie ebenso wenig. Das sollten sie aber; schließlich habe ich etliche Stunden gegen sie gekämpft. Trotzdem blieben sie nur als Zeichenfolgen in meinem Notizheft hängen, denn aus den zahlreichen Ausschnitten der Dokumentation des History Channels weiß ich zwar, dass sie in der Historie eine Rolle spielen, aber ins Detail geht die Erzählung nie. Die lieblos aufs Bild gedruckten Texte vor einer Schlacht erklären mir nur, dass ich zu kämpfen habe. Wie es dazu kam? Keine Ahnung! Und es interessiert mich auch nicht mehr. Ich bin einfach nur froh, dass ich meine Laufwerke nach dem Schreiben des Artikels nicht länger mit diesem verunglückten Machwerk vergewaltigen muss.

Auch wenn die von Slitherine entwickelte Geschichtslektion (nach erfolgreicher Kampagne dürfen auch die Kelten in die Vergangenheit abtauchen) ein Rome: Total War Light sein möchte: 
Elefanten sind auch hier eine ärgerliche Pest - sowohl grafisch als auch deshalb, weil man sie nur mit Hilfe der Pausetaste anklicken kann.
Das Runterwürgen von einer vorgekauten Mission nach der nächsten reicht dem geübten Strategen und Taktiker nicht einmal als Appetithappen. Dabei hätten es viele Feldherren sicher verkraftet, dass sie ihr Reich nicht auf einer Weltkarte aufbauen und über den Fortgang der Geschichte selbst bestimmen. Dass der taktische Anspruch in den Gefechten praktisch nicht vorhanden ist, dürfte ihnen allerdings den Magen umdrehen. PC-Generäle freuen sich wenigstens über das unkomplizierte Aufstellen ihrer Truppen per Ziehen&Ablegen - PSP- und PS2-Besitzer vermissen eine sinnvoll an den Controller angepasste Steuerung und langweiligen sich beim zähen Verschieben der Einheiten.

Feldherren als Zuschauer

Immerhin dürfen sie ihrer Armee schon vor Schlachtbeginn wichtige Anweisungen geben: Sie legen fest, ob sich die einzelnen Truppen aggressiv oder defensiv verhalten, in welcher Formation sie marschieren und ob sie direkt angreifen, sich zurückhalten oder über die Flanke attackieren. Dabei sind diese Entscheidungen auf PSP und PS2 ungemein wichtiger als für Maus-Taktiker; schließlich können Letztere ihren Männern auch mitten im Kampf Anweisungen erteilen. Klar: So funktionieren Strategiespiele. Gerade deshalb ist allerdings völlig unklar, weshalb Konsoleros und Handhelder keine (noch einmal auf Deutsch: KEINE) Möglichkeit haben, im Kampf zu taktieren. Sie dürfen nur zusehen, ob ihr Plan funktioniert. Immerhin dürfen sie einmal pro Schlacht den Befehl zum allgemeinen Sturm geben und die letzten Kräfte ihrer Truppen mobilisieren. Es ist zwar möglich, jede Einheit manuell zu steuern, aber während sich ein Infanterie-Block so langsam in Richtung Gegner schleppt, schauen Kavallerie, Elefanten und Speerträger tatenlos zu. Man kann auch die komplette Armee gleichzeitig verschieben - eine extrem sinnvolle Idee, wenn sich die Truppen meist an unterschiedlichen Ecken des Schlachtfelds befinden... Entschuldigung, aber: Kein Kommentar!

Auf dem PC bleibt immerhin die Illusion, ein Feldherr zu sein, denn ähnlich wie in der Total War-Serie gibt man seinen Männern Befehle und ändert die defensive oder aggressive Einstellung. Man darf
Noch nicht von Roms Qualitäten überzeugt? Der Trailer versucht's mit einem Zusammenschnitt aus Doku-Bildern und Schlachtaufnahmen.
aber weder Formationen wechseln noch zum schnellen Angriff blasen - die Einheiten schleichen stets im gleichen Tempo. Doch nicht nur die Anzahl, auch die Häufigkeit der Befehlsvergabe ist beschränkt, denn der General verfügt nur über eine begrenzte Anzahl an Punkten. Sind sie erschöpft, muss sich die Leiste erst neu aufladen. Ich stelle mir das so vor: Mr. Feldherr hat eine Erkältung und kann nach fünf aufeinander folgenden Anweisungen einfach nicht mehr reden. Das Hustenmittel braucht nun mal eine Weile, bis es seine Wirkung zeigt...

Bei Kaffee und Bagel

Das Punktesystem lässt sich am PC zwar ausschalten (auf PSP und PS2 fällt es wegen der nicht vorhanden Befehlsvergabe ohnehin weg), aber umso präsenter steht die Frage im Raum, weshalb es überhaupt existiert. Schließlich beschwört es hirnrissige Situationen herauf, in denen etliche Einheiten am falschen Ende der übrigens furchtbar hässlichen und immer gleich aussehenden Karten picknicken anstatt zu kämpfen. Vielleicht versuchen sie so, dem unübersichtlichen Wust aus sich überlappenden,
Riesige Armeen fallen übereinander her - und gehen bald darauf im Polygonwust klanglos unter.
holprig animierten Polygonen in den Scharmützeln zu entgehen. Da war ich fast froh, als ich in vielen Schlachten nur die einleitende Planung absolvieren, den Befehl zum allgemeinen Angriff geben und bei Kaffee und Bagel auf den sicheren Sieg warten konnte. Taktischer Anspruch? In Rome: Total War war schon das Tutorial anspruchsvoller...

Dagegen hilft auch nicht, dass General, Infanterie, Kavallerie und Co. zwischen den Missionen an Fortbildung denken und erkämpfte Erfahrungspunkte in neue Fähigkeiten (höhere Angriffs- oder Verteidigungswerte sowie Vorteile gegen bestimmte Einheitentypen) investieren. Gegen Bares erhalten sie außerdem bessere Ausrüstung und Verstärkung. Aber wen interessiert's: So lange Geld und Punkte ausgegeben werden, spielt das Wofür praktisch keine Rolle. Schließlich erledigen sich die Aufträge meist buchstäblich von selbst - und ob Roms Armee eine bestimmte Anzahl Feinde töten, einige Minuten durchhalten oder den Sieg innerhalb eines Zeitlimits erreichen muss, macht spielerisch keinen Unterschied. Zu guter Letzt wirkt auch das schlecht aus Total War abgeschaute Moralsystem unglaubwürdig (sind X Prozent der Einheit gefallen, nimmt der Rest reißaus), Formationen bringen keine spürbaren Vor- oder Nachteile und PSP-Feldherren ärgern sich über stockende Schlachtaufnahmen.

Bevor ich die Datenträger in den Brennofen befördere: Einen dicken Pluspunkt sammelt Great Battles of Rome dann doch noch. Die Einheiten melden sich nämlich auf Latein bei ihrem General. Na, immerhin. "Wollen Sie wirklich die ausgewählte Anwendung und alle dazugehörigen Features entfernen?" "Hau wech die Scheiße!" 

      

Kommentare

superjogi95 schrieb am
Also ich hab auch mal legion arena gespielt.
und für 4wochen machte mir dies auch spaß trotzdem ist noch lang kein tolles spiel.
Trotzdem fände ich dass mehr als 22 pkte für pc drin wären...
Anguille schrieb am
4P|Benjamin hat geschrieben: Wobei man auch in Rome vor dem Kampf Aufstellung und Verhalten seiner Truppen wählen kann. Dass man ihnen nicht schon einen Marschbefehl erteilt, liegt wohl einfach daran, dass man im Kampf involviert sein soll.
Wobei man bei Rome genug Zeit hat um eine falsche Aufstellung zu korrigieren. Das war in der Antike nicht immer möglich.
Du hast Recht: Es ist völlig unmöglich, ein Spiel immer und falls überhaupt, auch noch in mehreren Schwierigkeitsgraden durchzuspielen! Wie würdest du allerdings als Käufer reagieren, wenn du auf Normal bis zur Hälfte der Kampagne spielst, nur um dann festzustellen, dass das schwierigste Level die bessere Wahl gewesen wäre...?
Meiner Ansicht nach muss in gutes Spiel deshalb im normalen (bzw. dem voreingestellten) Schwierigkeitsgrad eine angemessene Herausforderung bieten.
Da gebe ich Dir völlig recht. Irgendwie haben sie die Namen falsch gewählt...eigentlich ist es nämlich so:
Normal = einfach
Hart = normal
Sehr hart = hart bis sehr hart
Wie Ihr es bemerkt habt, muss man auf "normal" fast gar nichts machen da es kinderleicht ist....
Gruss und schönen Tag
Anguille aka Pascal
4P|Benjamin schrieb am
Hi Anguille,
Anguille hat geschrieben:Besten Dank für Deine ausführliche Meinung. Wir sind in einigen Punkten nicht einverstanden aber so ist mal im Leben :wink: .
Wahre Worte. Wäre sonst auch langweilig! :)
Ich denke dass die Strategie vor dem Kampft und die limitierte Befehlsmöglichkeiten realistischer sind als in RTW (welches ich auch mit viel Spass spiele) und deswegen einen Plus sind.
Wobei man auch in Rome vor dem Kampf Aufstellung und Verhalten seiner Truppen wählen kann. Dass man ihnen nicht schon einen Marschbefehl erteilt, liegt wohl einfach daran, dass man im Kampf involviert sein soll.
Was der Schwierigkeit angeht kann ich kaum glauben...klar sind die ersten paar Kämpfe einfach aber ich zweifle sehr daran dass Du oder Bodo die ganze Kampagne auf sehr schwer schafft...jetzt im Ernst...spielt jeden Tag nur eine einzige Schlacht auf sehr hart (etwa 5 Minuten pro Tag) und sagt mir bis wo Ihr es geschafft habt!
Du hast Recht: Es ist völlig unmöglich, ein Spiel immer und falls überhaupt, auch noch in mehreren Schwierigkeitsgraden durchzuspielen! Wie würdest du allerdings als Käufer reagieren, wenn du auf Normal bis zur Hälfte der Kampagne spielst, nur um dann festzustellen, dass das schwierigste Level die bessere Wahl gewesen wäre...?
Meiner Ansicht nach muss in gutes Spiel deshalb im normalen (bzw. dem voreingestellten) Schwierigkeitsgrad eine angemessene Herausforderung bieten.
PS:
Nur zur Info, Great Battles of Rome wurde haupsächlich für die PSP und PS2 rausgebracht und für alle Spieler die noch nicht Legion Arena hatten und war ein Vorschlag von History Channel. Slitherine's Ziel war hier nicht ein völllig neues Spiel zu präsentieren (es sind ja nur ein paar verbesserungen drin).
OK, aber sobald es als neues Spiel im Laden steht, muss man es auch so behandeln. ;)
Eine Einheit auswählen und ihr einen Befehl zu geben ist ein Kinderspiel. Aber da fängt es schon an: Klick mal in der Hitze des Gefechts den Anführer an. Das klappt so gut wie nie. Und hast du mal...
Anguille schrieb am
Hallo Ben,
Besten Dank für Deine ausführliche Meinung. Wir sind in einigen Punkten nicht einverstanden aber so ist mal im Leben :wink: . Ich denke dass die Strategie vor dem Kampft und die limitierte Befehlsmöglichkeiten realistischer sind als in RTW (welches ich auch mit viel Spass spiele) und deswegen einen Plus sind. Was der Schwierigkeit angeht kann ich kaum glauben...klar sind die ersten paar Kämpfe einfach aber ich zweifle sehr daran dass Du oder Bodo die ganze Kampagne auf sehr schwer schafft...jetzt im Ernst...spielt jeden Tag nur eine einzige Schlacht auf sehr hart (etwa 5 Minuten pro Tag) und sagt mir bis wo Ihr es geschafft habt!
Besten Gruss
Anguille
PS:
Nur zur Info, Great Battles of Rome wurde haupsächlich für die PSP und PS2 rausgebracht und für alle Spieler die noch nicht Legion Arena hatten und war ein Vorschlag von History Channel. Slitherine's Ziel war hier nicht ein völllig neues Spiel zu präsentieren (es sind ja nur ein paar verbesserungen drin). Da ich weder PSP noch PS2 habe kann ich es nicht beurteilen.
PS2:
Eine Einheit auswählen und ihr einen Befehl zu geben ist ein Kinderspiel. Aber da fängt es schon an: Klick mal in der Hitze des Gefechts den Anführer an. Das klappt so gut wie nie. Und hast du mal versucht, Elefanten als Ziele anzuwählen, während um sie herum sich noch andere Truppen tummeln? Das ist ähnlich unmöglich. Das sind nur zwei Beispiele. Ganz besonders im Vergleich zu Total War ist die Steuerung in GBoR eine Katastrophe
Ist das in PSP und PS2? weil auf dem PC sind alle Einheiten unten wählbar.
4P|Benjamin schrieb am
Hi Anguille,
ich habe GBoR tatsächlich sogar sehr lange gespielt - hauptsächlich deshalb, um sicher zu gehen, dass es tatsächlich so schlecht ist wie es zu Beginn, nach zehn Stunden und darüber hinaus wirkt. :) Zu deinen Kritik-Punkten:
Anguille hat geschrieben:- Später im Spiel gibt es recht grosse Karten (fast zu gross für das Spielprinzip eigentlich).
- taktische Entscheidungen im Kampf sind wichtig wenn man auf sehr schwierig spielt
- nervige Befehlspunkte - Befehle nicht jederzeit möglich (eben doch mit dem "Arcade" Modus in den Optionen).
- unübersichtlicher Schlachtverlauf (stimmt nur wenn man seine Einheiten schlecht plaziert hat).
- Spezialbefehle (Signal, Letzte Kräfte) nur einmal verfügbar (sind eben Spezialbefehle)
- merke: Europa sieht überall gleich aus (Gras, Steine, Bäume ("dichter Wald"), Fluss)...im Spiel gibt es noch Schnee, Wüste, Strand etc...
(anderes Posting) - Ich kenne noch niemand der Probleme hatte mit der Steuerung...einfach Einheit unten auswählen und Befehl geben.

- Gerade im Vergleich zu Rome: TW sind die Karten auch später klein. Das gilt für die Größe und dafür, was es dort (spielerisch und optisch) zu erleben gibt.
- Taktische Entscheidungen IM Kampf sind immer denen vor dem Kampf untergeordnet. Deshalb "fast" überflüssig. Und ganz ehrlich: Die taktischen Notwendigkeiten sind genauso mickrig wie die Möglichkeiten.
- Ja, im Arcade-Modus fallen die Befehlspunkte weg. Allerdings ist das Spiel mit Befehlungspunkten die Variante, wie sich Slitherine GBoR vorstellt und jeder, der taktische Herausforderungen wünscht, muss sie auch einstellen. Sonst wird es NOCH einfacher (auch auf schwer). ;)
- Der Schlachtverlauf ist so oder so unübersichtlich. So lange die Einheiten in Startposition stehen, ist das kein Thema. Aber sobald mindestens zwei Trupps auf einen Gegner treffen, lassen sie sich schon nicht mehr auseinander halten. Dann kann man sie nur noch über die Übersichtsleiste genau anklicken und sehen, in welchem Zustand sie sich befinden. Ganz...
schrieb am