Test: Everybody's Tennis (Sport)

von Benjamin Schmädig



Everybody's Tennis
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
18.04.2007
02.07.2010
Spielinfo Bilder Videos
Figuren im Manga-Look, spritzige Musik, "Kawumm"-Blasen in der Wiederholung, Spieler, die vom Ball getroffen mit einem "Plopp" umkippen, Tennisplätze am Strand sowie flotte, unrealistische Matches. Pusteln auf Armen oder im Gesicht? Dann folgt dem Gang bis ganz nach hinten, dreht euch nach links, geht unter dem Durchgang weiter. Und schließt bitte die Tür, wenn ihr draußen seid. Alle anderen schnappen sich ihren Schläger und schnipsen mit guter Laune einen Ball nach dem anderen über das Netz.

Jeder Schlag ein Treffer

"Gute Laune" deshalb, weil Everybody's Tennis - genau wie sein Quasi-Vorgänger Everybody's Golf - auf eine realistische Steuerung verzichtet und euch stattdessen als fröhlich grinsenden Comicathleten auf farbenfrohe Plätze schickt. "Schnipsen" deswegen, da ihr nicht möglichst früh dort stehen müsst, wo der Ball landet, um einen scharfen Return zu schmettern. Es reicht aus, eine der drei Schusstasten zu drücken, sobald die Filzkugel euren Spieler erreicht. Nein, das hier ist kein Virtua Tennis oder Top Spin, die sich beide trotz Spielhallen-Gefühl am echten weißen Sport orientieren.

In Clap Handz' erstem Aufschlag geht es nur darum, überhaupt an den Ball zu kommen. Natürlich könnt ihr euch aber zwischen schnellem Top Spin,  langsamem Slice sowie hohem Lob entscheiden. Ähnlich wie im verwandten Everybody's Golf zeigt ein Symbol anschließend, wie gut ihr getroffen habt: Zwei Noten stehen für perfektes Timing und einen
Ob am Strand oder im Dschungel...
besonders starken Schlag, eine einzelne Note ist ein normaler Schuss, bei einer Schildkröte habt ihr zu spät gedrückt, bei einem Hasen zu zeitig und falls ihr häufig eine schwarze Wolke seht, empfehle ich die Trainingslektionen. Denn wenn das Timing nicht stimmt, landet der Ball mitunter im Aus oder unter der Netzkante. Im Normalfall schießt ihr aber immer ins Feld - die Richtung bestimmt ihr wie gewohnt mit dem Analogstick.

Halb so schnell - doppelt so lustig?

Allerdings müsst ihr für einen extremen Cross nicht lange in die gewünschte Richtung drücken, sondern gebt nur kurz das Ziel vor. Dabei ist das gegnerische Feld in neun Zonen (hinten links, Mitte links, vorne links usw.) aufgeteilt. Wahrscheinlich deshalb, weil sich Everybody's Tennis vor allem an jüngere Gamepad-Sportler richtet, könnt ihr außerdem eine Hilfe einschalten, die euch jederzeit den Punkt anzeigt, auf dem der Ball aufkommen wird. Damit bekommt ihr schnell ein Gefühl für die nachvollziehbaren, aber vorhersehbaren Flugbahnen. Es sei denn natürlich, ihr wählt vor einem Match die verkehrte Ballphysik...

Dann springt der grüne Filz nämlich unvorhersehbar vom Platz ab, was vor allem Mehrspieler-Partien aufregend witzig macht. Ein weiteres Extra ist die Zeitlupe. Nein, damit sind nicht die coolen Wiederholungen gemeint; vielmehr läuft dann das gesamte Spiel im Schneckentempo ab. Unterhaltsam ist das allerdings nicht - "langweilig" trifft es eher. Für normale Spiele ohne Sonderregeln gilt das zum Glück nicht, denn obwohl es so aussieht, als wäre es für Kinder gemacht, obwohl es so klingt, als wäre es für Kinder gemacht und obwohl sich das flotte Über-den-Platz-Sprinten so anfühlt, als wäre es für Kinder gemacht, trennt sich gerade im Duell mit einem Kumpel die Spreu vom Weizen. Den richtigen Ball in der richtigen Situation zu schlagen und den Gegner vorbereitend in die falsche Ecke zu schicken, ist nämlich ähnlich knifflig wie in Virtua Tennis. Schade nur, dass 
... ihr spielt sowohl Einzel als auch Doppel.
die Partien der Solo-Karriere erst spät den geübten Spieler fordern. Bis dahin könnten viele Gamepad-Profis ihr Sportgerät längst beiseite gelegt haben.

Magertennis

Auch mit Extras halten sich die Entwickler leider zu sehr zurück. Was mich vor allem deshalb wundert, weil es in Everybody's Golf vor Charakteren, Kostümen oder Ausrüstung mit besonderen Fähigkeiten nur so wimmelt! Die Charaktere, welche ihr nach und nach selbst steuern dürft, haben zwar allesamt sehr unterschiedliche Stärken und Schwächen, aber damit erschöpft sich die Auswahl auch fast schon. Die verschiedenen Plätze, auf denen der Ball mal schneller fliegt oder mal höher abspringt, tun nur das Nötigste für eure Abwechslung. Schade: Gerade die Jubelstürme, witzigen Sprüche sowie enttäuschten Gesichter der Golfer hatten es mir angetan. Hier gibt es lediglich ein Häppchen Freude oder Trauer nach Punkt-, Spiel- oder Satzgewinn. Und die brav den Punktestand zitierenden Schiedsrichter gehen im Vergleich zu Tipps gebenden oder tollpatschig hinfallenden Caddies als ein Teil der Kulisse unter. Das einzige Highlight sind Spieler, die vom Ball getroffen werden: Dann kippen sie nämlich einfach um - köstlich!

Apropos Kulisse: Flugzeuge im Tiefflug, Krokodile im Hintergrund und endlich dreidimensionale Zuschauer sind zwar nett, aber auch hier hatte ich mir nach den belebten Fairways des "Vorgängers" mehr erhofft. Ebenso mager fällt die Karriere aus - falls man aufeinander folgende Einzel und Doppel so nennen kann. Denn ihr tragt leider kein einziges Turnier aus. Falls ihr also mit ein bis drei Freunden eine Meisterschaft austragen wollt, braucht ihr Papier und Bleistift. Allerdings gilt das nur für Partien vor einer Konsole - im Gegensatz zum Golf-Vetter dürft ihr hier nämlich nur offline antreten.

    

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