Test: Shinobido: Weg des Ninja (Action-Adventure)

von Jan Wöbbeking



Shinobido: Weg des Ninja
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
18.09.2006
12.02.2007
Spielinfo Bilder Videos
Ninja-Fans aufgepasst: Sony bringt die PSP-Version von Shinobido: Tales of the Ninja nach Deutschland. Ihr schlüpft in den schwarzen Anzug des lautlosen Killers, der sich nur dann seiner Schwertkampfkunst bedient, wenn das Anschleichmanöver aufgeflogen ist. Ob Tenchu-Entwickler Acquire es geschafft hat, die Stealth-Action spielbar auf den PSP zu übertragen, erfahrt ihr im Test.

Der Weg des schwarzen Kriegers

Ein Rauschen durchbricht die Stille der Nacht. Ein rhythmisches und doch leicht ungleichmäßiges Rauschen. Der Wind ist es
Was ist maskiert, kämpferisch talentiert und japanisch? Ein Ninja. Hier auf dem Weg zum Arbeitsplatz.
nicht. Nein, hier in der Festung des Samurai-Generals herrscht absolute Windstille. Es ist sein Pulsschlag, sein eigenes Blut, das der Ninja Goh pulsieren hört. Plötzlich wird es von einem anderen Geräusch unterbrochen: Schritte. Goh presst sich noch näher an die Wand. Er weiß, was jetzt zu tun ist. Eine blitzschnelle Bewegung und es ist vorbei. Immer noch hört er seinen eigenen Puls rauschen. Ein Geräusch, das der General nie wieder vernehmen wird...

Was in geschriebener Form martialisch klingen mag, kommt in Shinobido nicht ganz so hart rüber. Und doch geht es in diesem Spiel genau darum: Als lautloser Killer im vorindustriellen Japan Feinde des eigenen Clans aus dem Weg zu räumen. Wie ihr das anstellt, bleibt ganz euch überlassen. Zu Beginn schleicht ihr als Ninja durch Anwesen und Festungen. Dort steht meist die Eliminierung oder das Entführen einer Zielperson auf dem Programm. Seid ihr vorsichtig, könnt ihr euch an alle Wachen heranschleichen und sie ohne Aufsehen von hinten erledigen. Werdet ihr vorher entdeckt, müsst ihr euch wohl oder übel im Schwertkampf beweisen. In anderen Levels spielt ihr Kurier und bringt ein Paket an seinen Bestimmungsort. Oder ihr sollt einfach eine bestimmte Anzahl an Personen eliminieren. In diesen Missionen sind eure Gegner meist ziemlich dümmliche "Barbaren", die ständig auf der Stelle hüpfen.

Ninja Cell

Die Wachen und Kämpfer in den traditionellen japanischen Anwesen werden mit der Zeit aber immer cleverer. Seid ihr entdeckt worden, läuft die entsprechende Wache nicht selten schnurstracks davon und kommt mit seinen Kollegen wieder, gegen die ihr in Unterzahl kaum eine Chance habt. Was in Actionfilmen oft unrealistisch wirkt, wird hier gut umgesetzt: Die Gegner warten nicht ab, bis ihr einen ihrer Kollegen besiegt habt, sondern nehmen euch gemeinsam auseinander. Auf der anderen Seite gibt es auch Beschützermissionen, in denen ihr euren Meister zusammen mit eigenen Wachen vor
Wenn drei am Ninja vorbei gehen, muss der vierte dran glauben: Eine Streife kurz vor ihrer Auflösung.
Eindringlingen schützen sollt. Auch in dieser Situation ist Teamwork gefragt. Wenn ihr einfach draufhaut, lauft ihr in Gefahr, eure eigenen Leute oder den Chef zu verletzen. Glücklicherweise sind sowohl eure Wachen als auch euer Vorgegebener mit einer relativ guten künstlichen Intelligenz gesegnet und können sich auch einmal ein paar Sekunden ohne euch verteidigen.

Nach einigen Missionen füllt sich euer Dojo mit anderen Kämpfern, aus denen ihr frei auswählen könnt. Meist sind das solche, die ihr bei einer vorherigen Aufgabe besiegt habt. Dazu gehört der weibliche Ninja Kinu. Ihre Waffe ist ein mit Stacheln bewährter Kampfstern, der an einer Kette baumelt. Weitere Charaktere sind mehrere Schwertkämpfer, ein Bogenschütze, der aus der Distanz seine Feinde erledigt und das Riesenbaby Uzumuchi. Letztgenannter schleudert eine riesige Steinkugel mit einer Kette durch die Gegend. Dank ihm könnt ihr gleich mehrere Fliegen mit einer Klatsche erledigen. In Beschützermissionen ist er dagegen unbrauchbar, weil er viel zu ungenau schlägt und oft die eigenen Leute trifft. Je öfter ihr die eigenen Charaktere einsetzt, desto mehr Erfahrungspunkte sammeln sie. Mit der Zeit lernen sie auch neue Kampftechniken dazu. In jedem Level könnt ihr außerdem auf ein von den Entwicklern geschnürtes Paket mit Hilfsmittelchen zurückgreifen. Darin befinden sich je nach Mission Ninja-Sterne, Fußfallen, kleine Tretminen und Heiltränke. Besonders putzig sind die ferngesteuerten, piepsenden Origami-Enten, mit denen ihr eure Feinde auf die falsche Fährte lockt.

Kampf gegen die Kamera

Das klingt ja alles prima, aber warum steht im Wertungskasten nur eine mickrige 69? Wie so häufig bei PSP-Umsetzungen gibt es auch bei Shinobido technische Probleme. Die gewöhnungsbedürftige Steuerung ist noch das kleinere Übel. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit kam ich verhältnismäßig gut mit ihr zurecht. Aber kombiniert mit der nervösen Kamera seid ihr euren Feinden oftmals hilflos ausgeliefert. Besonders in hektischen Momenten und in schmalen Gängen schaltet die Sicht plötzlich in die Egoperspektive und zurück, dreht sich wild im Kreis und macht alles, nur eines nicht: Das Bild so einfangen, dass man den Überblick behält. Und das, was ihr bei ruhiger Kamera zu sehen bekommt, reißt nicht gerade zu Begeisterungsstürmen hin. Die karge Hintergrundgrafik mit ihren grobschlächtigen Texturen erinnert sofort an seelige PSone-Zeiten. Und das, obwohl ihr immer nachts unterwegs seid und deshalb nicht all zu weit sehen könnt. Dazu kommt, dass viele Abschnitte so aussehen, als seien sie mit einem einfachen Editor gebastelt worden. Dieser Eindruck kommt nicht von ungefähr, denn der PS2-Version lag ein solcher Baukasten bei, in dem der Spieler seine eigenen Umgebungen zusammensetzen konnte. In der PSP-Version fehlt der Editor, dafür lassen sich aber auf der PS2 erstellte Levels auf den PSP herunterladen. Als kleine Entschädigung für die fade Kulisse sind die Charaktere ein wenig detaillierter gestaltet und einigermaßen realistisch animiert.

Exotisches für die Ohren

Ein klarer Pluspunkt ist der glasklar abgemischte, traditionell klingende Fernost-Soundtrack. Ihr solltet Shinobido unbedingt mit guten Kopfhörern spielen! Dann macht das Schleichen und Kämpfen gleich doppelt so viel Spaß. Schade nur, dass die Entwickler dem Spiel nur so wenige Musikstücke spendiert haben. Doch obwohl sich die Kompositionen häufig wiederholen, gingen sie mir nie auf die Nerven. Die visuelle Gestaltung der Menüs trägt ebenfalls viel zum traditionell-japanischen Flair des Spiels bei. Leider wird die Story nur auf Texttafeln erzählt. So tragisch ist das aber auch nicht, denn wirklich wichtig für den Spielverlauf ist die Hintergrundgeschichte nicht.

   

Kommentare

kibyde schrieb am
Warum habt ihr eigentlich nie die PS2-Version getestet?
schrieb am