Test: Battlezone (Arcade-Action)

von Jan Wöbbeking



Battlezone
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Atari wühlt wieder in der Mottenkiste. Diesmal ist das Ergebnis keine liebevoll dokumentierte Sammlung alter Klassiker, sondern eine aufgemotzte Fassung des Panzerspiels BattleZone. Genau, jener Titel, der 1980 den Grundstein für das heute so beliebte Genre der First-Person-Shooter legte. Lehrt der geliftete Ego-Opa der mageren PSP-Konkurrenz das Fürchten oder erwartet uns eine weitere Shooter-Gurke?

Früher war alles besser

BattleZone war ganz was Tolles. So heißt es jedenfalls in "Games Odyssee" und anderen Dokumentationen, die sich mit der Geschichte unseres liebsten Hobbys auseinandersetzen. Zum ersten mal konnten sich Spielhallenbesucher frei durch eine dreidimensionalen Welt bewegen. Oder durch das, was der geneigte Spieler von 1980 sich eben unter einer
Wenn's knallt, noch 'nen Meter: Die Explosionen sind das schönste an der Zerstörungsorgie.
dreidimensionalen Welt vorstellte. Sogar die U.S. Army war so begeistert von der Realitätsnähe, dass sie eine eigene Version des Panzerspiels für das Training der Soldaten entwickeln ließ. Im PSP-Remake bestehen Umgebung und gegnerische Fahrzeuge nicht mehr aus wenigen grünen Vektor-Strichen vor nachtschwarzem Hintergrund, sondern, wer hätte es gedacht, aus Polygonen. Für ein PSP-Spiel sehen diese texturierten Polygone sogar einigermaßen akzeptabel aus. Scheinbar reichte das den Entwicklern. Denn daran, dass sich die Grafik auch noch bewegen soll, hat offensichtlich niemand gedacht. Oder der Releasetermin stand plözlich vor der Tür, man weiß es nicht. Jedenfalls ruckelten und zuckelten die Kulissen in einem Tempo an mir vorbei, dass ich an gute alte Amiga-Tage erinnert wurde. Ein traumhafter Homecomputer, aber mit der flüssigen Darstellung von dreidimensionaler Grafik hatte er es nicht so. Aber zurück in die Zukunft, zurück ins Jahr 2007.

HovercraftZone

Oder noch ein Stückchen weiter in die Zukunft, denn diesmal nehmt ihr am Steuer von futuristischen Fantasiepanzern Platz, die wie ein Luftkissenboot über den Boden gleiten. Zu Beginn einer Karriere tretet ihr einer von acht nationalen Armeen bei. Jede davon besitzt je ein Fahrzeug in drei Klassen. Die kleinen "MSP"-Panzer sind verhältnismäßig wendig. Verhältnismäßig, weil sie sich trotzdem so tranig steuern wie ein Luftkissenboot. Seid ihr erst einmal in Fahrt gekommen, lässt sich die Richtung nicht so schnell korrigieren. Nur der begrenzte Boost schafft ein wenig Abhilfe und bringt euch schneller auf einen neuen Kurs. Da ihr gegen höchstens drei Bots oder Mitspieler pro Runde antretet, fallen die an Unreal Tournament erinnernden Arenen alles andere als groß aus. Schneller als euch lieb ist, habt ihr die äußeren Grenzen der Map erreicht und rast dank des trägen Handlings volles Rohr in die Wand. Spielt ihr dabei in der Ego-Perspektive, wird die Kamera wild hin und her geworfen. Das wirkt zwar realistisch, nimmt euch aber viel von der ohnehin knappen Übersicht. In der voreingestellten Sicht hinter dem Vehikel bleibt die Kamera dagegen stets ruhig ruhig.

Mit Boost-Einsatz lassen sich die schwerfälligen Schwebepanzer ein wenig besser manövrieren.
Die Fahrzeuge der "Cabal" genannten Mittelklasse verhalten sich noch schwerfälliger als das leichte Modell. Die dritte Variante heißt "Titan". Sie hat den Vorteil, dass sie sich derart langsam bewegt, dass die niedrige Framerate nicht mehr so stark ins Gewicht fällt. Außerdem rutscht dieser schwere Brocken dank seiner geringen Geschwindigkeit nicht mehr herum wie auf Eis. Mit solch einem "Titan" ist Taktik gefragt. Das Spielgefühl erinnert dann ein wenig an Titel, in denen ihr einen großen Battle-Mech steuert. Jede der acht Armeen hat seine Panzer mit einer Spezialfähigkeit ausgestattet, die erstaunlich gut zu gängigen Klischees über die jeweilige Nation passt. Die angriffslustigen US-Amerikaner ballern gnadenlos alles über den Haufen, was ihnen vor den Reisen-Laser fährt. Die hochtechnisierten Japaner dagegen legen mit elektromagnetischen Strahlen die Navigationsfähigkeit ihrer Gegner lahm. Wir Deutschen verlassen uns ganz auf unsere robuste Wertarbeit und besitzen besonders stark gepanzerte Gleitfahrzeuge.

Das Wettrüsten geht weiter

Habt ihr euch für eine Nation und ein Gefährt entschieden, geht es zur Sache. Neben Capture the flag, einem Deathmatch und einem Team-Deathmatch müsst ihr euch noch in diversen anderen Modi beweisen. Bei "Kernzone" werden drei Punkte eingenommen, im Modus Blackout zerstört ihr den gegnerischen "Power-Kern" und als "Einsamer Wolf" müsst ihr wie bei Oddball in Halo eine Kugel an euch nehmen und vor euren Verfolgern fliehen. Für das Bestehen der Mission genügt meistens der dritte Platz. Neue Panzer, Waffen und Spielmodi schaltet ihr aber nur frei, indem ihr einen Sieg einfahrt. Wer sich tatsächlich durch alle Levels kämpft und danach noch immer noch nicht die Schnauze voll hat, darf sich am PC eigene Maps basteln. Der Editor dazu befindet sich auf der offiziellen Website.
  

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