Test: Sherlock Holmes jagt Arsène Lupin (Adventure)

von Bodo Naser



Sherlock Holmes jagt Arsène Lupin
Entwickler:
Release:
09.11.2007
Spielinfo Bilder Videos
Im vierten Sherlock Holmes-Abenteuer geht's ganz schön kultiviert zu. Dieses Mal muss der Londoner Meisterdetektiv einen berühmten Pariser Dieb dingfest machen, der das Empire mit seinen Raubzügen in Verlegenheit bringen möchte. Ob der neueste Streich aus dem Hause Frogwares sitzt, verraten wir im Test.

Im Verlies des Tower

Der Tower of London ist im Spiel ganz schön groß. Ich war zwar mal dort, aber die mittelalterliche Festung an der Themse habe ich nicht so weitläufig in Erinnerung. Eher schon, dass dort die Kronjuwelen in einem Tresor gelagert werden. Auf die hat es Arsene Lupin aber nicht abgesehen. 
Im Tower of London steht nicht alles zum Besten. Lupin hat die Vögel geraubt und ihr müsst sie wiederfinden.
Sein verbrecherisches Augenmerk gilt vielmehr den berühmten Raben, von denen es auf dem Gelände sechs gibt.

Die Legende besagt: So lange sie dort weilen, habe Englands letztes Stündchen noch nicht geschlagen. Kein Wunder, dass Britenhasser Lupin die Vögel einsacken will, um das Empire zu demütigen, was er in über 15 Stunden Rätselei fleißig versuchen kann.

Das ist schon sein zweiter Streich, denn der erste Diebeszug führt euch in die Nationalgalerie. Dort hat Lupin bereits ein unbezahlbares Bild entwendet, das ihr mit Glück in letzter Minute wiederentdecken konntet. Weitere Punkte auf der virtuellen Karte von London sind das Britische Museum und der Buckingham Palace, von einigen Abstechern in die obligatorische Baker Str. 221b ganz zu schweigen. Wie schon beim Vorgänger streift in Ego-Perspektive durch die heiligen Hallen des Britischen Empire, was recht schnell ein historisches Mittendrin-Gefühl aufkommen lässt. Die 3D-Grafik ist bis auf Nuancen unverändert, auch wenn sie mehr architektonische Highlights bietet.

Kryptische Botschaften

Dem arroganten Pariser stellen sich allein Sherlock Holmes und Dr. Watson entgegen, die die Sache des Königsreichs vertreten. Einzig der auf allen Feldern bewanderte Meisterdetektiv scheint in der Lage, die komplexen Botschaften des französischen Diebs zu dechiffrieren, um seine Pläne zu durchkreuzen. Die schön geschriebenen Briefe sind gespickt mit Rätseln, die Kenntnisse in Geschichte, Kunst und Kultur erfordern. Doch keine Angst: Es gibt immer genug Hinweise, so dass ihr auch die Abfragen nicht fürchten müsst, die Holmes euch ab und an stellt. Die Wortpuzzles bleiben also stets im Bereich des Lösbaren.

So müsst ihr etwa den Admiral herausfinden, der den Sieg in der Seeschlacht bei Trafalgar gegen Frankreich davon trug. Ein denkwürdiges Ereignis für beide Völker, da die Franzosen zwar die Schlacht verloren die Engländer aber ihren großen Helden, der einem Scharfschützen zum Opfer fiel. Immer wieder tauchen Anspielungen auf die Zeit Napoleons auf, als das Verhältnis der rivalisierenden Nationen auf einem Tiefpunkt war. Bücher, die "Laufbursche" Watson erst noch im Laden kaufen muss, weisen euch den Weg zur Lösung. Später gilt es, die Ritter der Tafelrunde samt Wappen zu identifizieren. In der Reihenfolge müsst ihr mittelalterliche Waffen in Halterungen stecken, die dann eine Geheimtür im finsteren Kerker des Tower öffnen.

Kein Hexenwerk

Worträtsel sind aber nicht die einzigen, die euch begegnen. Ihr müsst auch das eine oder anderen Logikrätsel lösen, etwa wenn ihr den letzten Buchstaben in der mondän eingerichteten Galerie herausfinden müsst. Bei einem Schieberätsel müsst ihr die zuvor eingesammelten Bilder (es handelt sich um abstrakte Kunst, die Holmes regelrecht anekelt) in die richtige
Holmes eigentliches Werkzeug kommt selten zum Einsatz. Stattdessen gibt es Wortkniffeleien satt, die aber stets lösbar bleiben. 
Position bringen, damit sie ein großes Ganzes ergeben. Wenn man weiß, dass man die Plättchen auch drehen kann, kein Problem. Ein anderes Mal müsst ihr auch ein Netz flicken, mit dem ihr einen Vogel fangen müsst. Ihr müsst alle Strecken und Ecken treffen, dürft euch aber nicht überschneiden - ein bisschen Fummelei, aber nach einiger Zeit doch lösbar. Wieder andere Aufgaben sind kaum der Rede wert, da ihr sie nebenher löst, etwa wenn ihr Münzen in Holmes Wohnung sucht. Actionsequenzen gibt es übrigens nicht.

Andererseits ist es nicht immer ganz einfach, alle Gegenstände zu finden. Bisweilen müsst ihr an einem bestimmten Punkt vorbeikommen, um ein Rätsel auszulösen. Wenn ihr den nicht findet, dauert es eine Weile, bis es weitergeht. Ebenso weil ihr immer wieder an bekannte Orte zurückkehren müsst. Was Holmes entdeckt hat, kann er oft erst später mitnehmen. Um die Rätsel zu lösen, ist also auch Laufarbeit gefragt, die durch eine Schnellreisefunktion verkürzt wird. Einfach den Ort auf der Karte anklicken und schon geht's dort hin. Die Droschke, die Watson ab und zu ruft, hat also nur rein nostalgische Funktion. Echte Detektivarbeit ist kaum gefragt, da ihr nur gelegentlich die Lupe zur Hand nehmt.
              

Kommentare

Enny001 schrieb am
Für mich als großen Holmes Fan war schon der Vorgänger ein Graus. Alles war viel zu steril und von der Grafik taten mir die Augen weh. Sowas ist mir in 15 Jahren PC Spielen noch nie passiert.
Da Lob ich mir die Klassiker aus den 90ern.
4P|Bodo schrieb am
omg-its-style hat geschrieben:Irgendwie sieht mir das alles zu sauber aus.
Hi omg-its-style,
du hast recht, die Areale wirken alle ein wenig wie ausgefegt. Das ist es, was ich mit dem Begriff etwas "kahl" ausdrücken wollte. Aber die Architektur und Inneneinrichtung (Tower, Museen und Palast) ist dennoch beeindruckend. Für ein Abenteuer ist das ohnehin nur Beiwerk, denn da zählt der Inhalt.
Gruß,
4P|Bodo
schrieb am