Test: Def Jam: Icon (Prügeln & Kämpfen)

von Mathias Oertel



Def Jam: Icon
Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Release:
22.03.2007
22.03.2007
Spielinfo Bilder Videos
Vom Untergrund-Label zum absoluten Markenzeichen, Trendsetter und Synonym für Hiphop: Die Rede ist vom 1984 gegründeten DefJam-Label, das mittlerweile sogar zum wiederholten Male als Grundlage für einen urbanen Prügler genutzt wird. Gelingt dem Fight Night Round 3-Team mit Def Jam Icon das Kunststück, den ersten echten Prügler der nächsten Generation in den Ring zu schicken?

Vom Wrestling in die Zukunft

Ein kurzer Blick zurück: Als Electronic Arts 2003 den ersten Prügler rund um die Hiphop-Stars des DefJam-Musiklabels veröffentlichte, waren PS3 und 360 wohl kaum mehr als Bleistiftstriche auf einem Planungsbrett. Damals entwickelt von AKI, bediente man sich bekannter Wrestling-Spielmechaniken und baute eine plakative, aber dennoch extrem gut funktionierende, da authentisch wirkende Geschichte um das solide Grundgerüst. Da man sich zudem der offiziellen Künstler und ihrer Tracks bedienen konnte, war auch von dieser Seite für eine gelungene Atmo gesorgt.

Standbilder können den coolen Stil nicht transportieren - und machen auch nicht klar, welche ernorme Rolle die Musik in Icon spielt!
Etwa eineinhalb Jahre später ging die DefJam-Saga mit Fight for NY in eine neue Runde: Deutlich düsterer, mit feinen Steuerungsfinessen und einfach schmutziger und ein bisschen verrucht kam man dem urbanen Badboy-Image, das man häufig mit den DefJam-Künstlern assoziiert, recht nahe - auch wenn es spielerisch immer noch Verbesserungsbedarf gab. Immerhin gab es weiterhin eine vollkommen überzogene Story, coole Musik und HipHop-Stars ohne Ende.

Auftritt Def Jam Icon: Mittlerweile in den Händen des Fight Night 3-erfahrenen Teams von EA Chicago unter Leitung von Kudo Tsunada (der einzige, dessen Sonnenbrillen-Fetisch größer als der von Bono zu sein scheint), geht die DefJam-Franchise in die nächste Runde - das erste Mal NextGen, das erste Mal mit der Chance, neue Wege zu gehen und Zeichen zu setzen. Der erste echte Prügler der nächsten Generation?

HipHop in jeder Pore

Ja: DefJam Icon hat definitiv seine Schwächen - auf die gehen wir auch gleich noch lang und breit ein. Aber eines kann man ihm bestimmt nicht vorwerfen: Fehlende Atmosphäre. Angefangen vom lizenzierten Soundtrack bis hin zur vollkommen überkandidelten und nahezu jedes Goldkettchen-Klischee bedienenden Geschichtedes Einzelspieler-Modus trieft DefJam-Icon HipHop aus den Poren.
Ihr startet als Protege eines Musik-Label-Besitzers und müsst nach und nach dafür sorgen, dass A) viel versprechende Künstler bei eurem Label anheuern und B) diese Künstler sowie C) die holde Weiblichkeit, die sich um euch reißt, nach allen Regeln der monetären Kunst zufrieden gestellt werden.
Um Punkt A zu gewährleisten, müsst ihr meist dem HipHopper aus irgendeiner Patsche helfen, was im Normalfall bedeutet, dass ihr einem Stalker, einem gegnerischen Talentscout oder auch einem Reporter das Blaue aus den Augen prügelt. Im Gegenzug schließen sich Sänger wie Ludacris oder Sean Paul eurem Label an und beginnen Platten für euch aufzunehmen. Das Geld, das die imaginären Verkäufe in eure Kasse spülen, gebt ihr im Gegenzug für Marketingmaßnahmen beim nächsten Song aus, so dass im Bestfall ein nicht enden wollender Geldstrom direkt auf euer Konto führt.

Aber wie schon erwähnt: Damit die Ansprüche eurer Künstler (wer will nicht ein vollkommen überteuertes Designer-Handy haben?) und die der gelegentlich zu Treffen bereiten Mädels befriedigt werden können, hilft immer eine kleine monetäre Reserve...

Die Qualität der Zwischensequenzen ist grandios!
Papparazis, die euren Schützlingen auf den Geist gehen; gegnerische Label-Besitzer, die eine feindliche Übernahme planen; Knatsch eurer Stars untereinander; Rapper, die sich lieber auf die Produktion eines Videospiels konzentrieren, anstatt auf Tour zu gehen: Icon lässt kein Klischee aus, betrachtet sich aber auch immer wieder mit einem lachenden Auge und versetzt der ohnehin nach wie vor verrufenen Branche kleine Seitenhiebe, die das Spielgeschehen angenehm auflockern. Ebenso wie die zahlreichen Gastauftritte nicht nur der angesagtesten HipHop-Acts, sondern auch von Schauspielern wie Anthony Anderson (Romeo Must Die, Exit Wounds, Scary Movie-Serie), der nicht nur wie die gesamte Künstlerriege einer Figur im Spiel seine Stimme leiht, sondern auch sein Konterfei zur Verfügung gestellt hat.

Und vor allem in dieser Hinsicht zeigt sich, was die viel beschworene "nächste Generation" auf dem Kasten hat: Die Zwischensequenzen werden mit der normalen Engine dargestellt und überzeugen mit extrem detaillierten Figuren, die sich natürlich und geschmeidig bewegen. Fast könnte man den Eindruck bekommen, dass MTV hier eine neue HipHop-Soap in Auftrag gegeben hätte.

    

Kommentare

killahkillah schrieb am
keine echten Ikonen (z.B. LL Cool J, Run DMC)
Keine echten Ikonen? :?
Was ist zB mit Redman oder Method Man?
Mate90 schrieb am
GamePrince hat geschrieben:
Mate90 hat geschrieben:Ach, ich bin so hin und her gerissen bei dem Ding. Def Jam Fight for NY fand ich einfach übertrieben geil (Hip Hop Fan, siehe Benutzerbild^^).
Aber dazu der Test und die Meinungen hier... Hm, mal sehen, ob ich es mir mal irgendwann zulege.
Also ich als "Nicht-Hip-Hop"-Fan hatte viel Spaß mit dem Game.
Sehr harter Einstieg, aber dann gings los. :D
Das hört sich ja gut an. Ich werde das Ding auf jeden Fall mitnehmen, wenn ich es mal günstig irgendwo sehe.
GamePrince schrieb am
Mate90 hat geschrieben:Ach, ich bin so hin und her gerissen bei dem Ding. Def Jam Fight for NY fand ich einfach übertrieben geil (Hip Hop Fan, siehe Benutzerbild^^).
Aber dazu der Test und die Meinungen hier... Hm, mal sehen, ob ich es mir mal irgendwann zulege.
Also ich als "Nicht-Hip-Hop"-Fan hatte viel Spaß mit dem Game.
Sehr harter Einstieg, aber dann gings los. :D
Mate90 schrieb am
Ach, ich bin so hin und her gerissen bei dem Ding. Def Jam Fight for NY fand ich einfach übertrieben geil (Hip Hop Fan, siehe Benutzerbild^^).
Aber dazu der Test und die Meinungen hier... Hm, mal sehen, ob ich es mir mal irgendwann zulege.
johndoe-freename-109458 schrieb am
Das Spiel ist eine herbe Enttäuschung, nach DefJam NY mit den Fighting Styles und deren Kombination für mich das Beste Prügelspiel war ist das was bei Def Jam Icon geboten wird ein Witz. Von der völlig verkorksten Steuerung bis dumme lebende Umgebung die dir ständig eine verpasst ist es einfach ein riesen S.... Schade Schade.
Mag sein das alles ist Ansichtssache ( Aber ich zocke seit ich meinen Atari 2600 mit zwölf bekam, habe auf jeder Konsole jedes Fight Spiel exzesiev gespielt von IK bis Tekken usw. und muss Sagen finger weg wenn ihr auf sowas steht.) Wenn euere Vorbilder aber Sido und Bushido sind dann kauft es. PEACE
schrieb am